9. Schweden und Uorwegen.
21. Jannar. Das sog. Reformcomité übergibt dem Justizminister die Adresse
an den König mit den aus allen Theilen Schwedens eingelaufenen Peti-
tionen um eine durchgreifende Reform der Versassung.
Adresse an den König: „Seitdem der Bürger= und der Bauernstand
im letzten Reichstag beschlossen haben, in unterthänigen Petitionen bei Ew.
k. Maj. anzuhalten, daß Hochdenselben gefalle, dem nächsten Reichstag einen
Vorschlag zu einer neuen Repräsentation vorzulegen, die auf gemeinschaft-
liche Wahlen aller Abtheilungen der bürgerlichen Gesellschaft, ohne Rücksicht
auf Stände und Elassen, und auf solche Bedingungen für Wahlrecht und
Wählbarkelt gegründet seien, die durch die politische Entwicklung der letzten
Zeiten und die Ansprüche auf geordnete Freiheit gefordert werden, um die
Bedingungen für allgemeines Recht im Verein mit allgemeiner Sicherheit
zu erfüllen, sind Mitglieder der verschiedenen Reichsstände zusammen-
getreten. Es ist nun aus allen Theilen des Reichs eine große An-
zahl Listen, mit Unterschriften von 37,972 Mitbürgern versehen, einge-
gangen.. Alle haben sich mit dem Gesuch des Bürger= und Bauern-
standes vereinigt, daß es Ew. k. Maj. gefalle, der Nation einen Vorschlag
zu einer neuen Repräsentation zu schenken, welche deren Bedürsnissen ent-
spreche. . Zufolge einer langen Erfahrung hegen sie und alle die Ueber-
zeugung, daß unter den gegenwärtigen Umständen kein Vorschlag zu einer
durchgreifenden Veränderung im Repräsentationswesen auf verfassungsmäßigem
Wege durchgeführt werden könne, der nicht von Ew. k. Maj. genehmigt ist,
und für den sich Hochdieselben nicht selbst an die Spitze stel-
leu. Andererseits glauben sie schließlich daß, wenn ein solcher Vorschlag
von Ew. k. Maj. ausgeht, unterstützt und mit Liebe umfaßt von der Mehr-
zahl der Denkenden in der Nation, derselbe sicher und in kurzer Zeit den
Widerstand besiegen werde, dem es bisher immer geglückt ist, jeden Versuch
in dieser Nichtung zu nichte zu machen. Dann, aber auch nur dann erst
wird das schwedische Volk, nicht mehr in ungleiche Classen mit gegenseitig
ungleichen Interessen zersplittert, ein Ganzes werden, einig zur Ausfühdung
dessen, was noch zur Hebung des Wohlstands des Landes und zur Siche-
rung seiner Vertheidigung erfordert wird, einig auch, um im Bunde mit
dem Brudervolk jeden fremden Eingriff in unsere Selbstständigkeit zu-
rückzuschlagen.“".
Antwort des Justizministers de Geer: „Daß das Vaterland
einer zeitgemäßeren Repräsentationsweise bedürfe, steht für mich eben so un-
abweislich da wie für euch und die vielen, für welche ihr auftretet. Es ist
mein fester Glaube, daß eine Reform — ausgeführt in der Richtung, die
mit Glück nicht nur von den uns nächstverwandten Völkern, sondern von
fast dem ganzen übrigen freien Europa betreten worden ist — beitrüge, das
schwedische Volk einig und stark zu machen, und weniger Gefahren mit sich
führen würde, als die, welche von der Beibehaltung der Ständerepräsentation
zu erwarten sind. Mit dieser Ueberzeugung würde ich es vor mir selbst
nicht verantworten können, wenn ich auf dem Platz, den ich jetzt inne habe,