Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

328 Uußland. 
gierten unheilvollen Weg stürzen. Wir werden aber als Polen nur dann 
die Regierung mit Vertrauen unterstützen können, wenn diese Regierung 
eine nationale, eine polnische sein, wenn bei freien Gesetzen alle 
Provinzen unseres Vaterlandes vereint sein werden. Hat ja doch 
der Großfürst selbst in seinem Aufrufe diese unsere Vaterlandsliebe geehrt 
und uns die Mitwirkung um das Wohl des Vaterlandes versprochen. 
Theilen können wir die Liebe nicht und wir lieben unser ganzes Vaterland 
in den Gränzen, welche ihm Gott gezogen und die historischen Traditionen. 
überwiesen haben“. 
15. Sept. (Polen). Graf Andreas Zamoyski wird zur Verantwortung vor dem 
Kaiser nach St. Petersburg gebracht. 
17. „ Eröffnung der Eisenbahnstrecke Warschau-St. Petersburg. 
20. „ Ein kaiserl. Manifest befiehlt für 1863, nach einer sechsjährigen 
Suspension, eine Recrutirung von 5 Mann auf je 1000 Seelen, 
die am 15. Januar 1863 beginnen soll. 
20. „ Feier des 1000jährigen Jubtläums des russischen Reiches in Nowgorod. 
Der Kaiser verleiht bei dieser Gelegenheit auch eine Reihe von Ordensde- 
corationen an hervorragende Männer der verschiedenen sflavischen Bevölke- 
rungen des österr. Kaiserstaats. 
29. „ Rußland unterstützt in einer Depesche nach Kopenhagen die der däni- 
schen Regierung von Lord Russell (s. England 24. Sept.) bezüglich einer 
Lösung der Schleswig-Holsteinischen Frage gemachten Vorschläge: 
Die (ihrem Wortlaute nach bisher nicht veröffentlichte) Depesche bezieht 
sich auf die früheren Noten, welche das russische Cabinet an die deänische 
Regierung in dieser Frage gerichtet hat. Sie erklärt, daß nicht nur Däne- 
mark sich 1851 und 1852 gegen Deutschland in Betreff Schleswigs ver- 
pflichtet habe, sondern daß Deutschland selbst durch jene Stipulationen ver- 
pflichtet sei, sich Schleswigs gegen Dänemark anzunehmen. Schon vor einem 
Jahre habe das russische Cabinet darauf hingewiesen, daß eine Beilegung 
der dänisch-beutschen Differenzen unmöglich sei, wenn Dänemark über Schles- 
wig sich zu verhandeln weigere. So lange Dänemark den obligatorischen 
Charakter der Stipulation von 1851 und 52 nicht anerkenne, könne das 
Petersburger Cabinet ihm seine Unterstützung nicht leihen. Die deutschen 
Mächte hegten keine feindselige Gesinnung gegen Dänemark, aber sie seien 
Deutschland verantwortlich für das ihnen von letzterem anvertraute Werk, 
dessen von beiden Seiten genehmigte Resultate von Dänemark bis jetzt nicht 
realisirt seien. Was die Russell’'schen Vorschläge angehe, so halte das 
Petersburger Cabinet England, welches schon früher zwischen Deutschland 
und Dänemark vermittelt habe, für besonders berufen, auch jetzt die Ver- 
mittlung zu übernehmen. England habe das Recht, zu erwarten, daß 
Dänemark seinen Vorschlägen ein geziemendes Entgegenkommen beweisen 
werde. Dieselben beruhten auf billigen Grundlagen und enthielten frucht- 
bare Elemente zur Verständigung, denen keine unüberwindlichen Hindernisse 
entgegenständen, sobald die Gesammtverfassung von 1855 beseitigt sei. Es 
sei durch die englichen Vorschläge ein befriedigender Austrag der Differenz 
vorbereitet, und es handle sich nur darum, mit versöhnlichem Geiste das 
Detail festzustellen. Deßhalb gebe das Petersburger Cabinet dieselben der 
dänischen Regierung zu ernster Erwägung anheim. 
1. Oct. (Polen). Der Statthalter Großfürst Constantin eröffnet die Sitzung 
des Staatsraths mit einer Rede in polnischer Sprache, in der er 
einen Rückblick auf die bisher eingeleiteten Reformen wirft: 
Die beklagenswerthen Ereignisse, versicherte der Großfürst, haben seinen 
guten Willen für das Land nicht erschüttert; er setze sein Vertrauen in Vie
	        
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