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27. Sept. (Serbien). Der englische Gesandte in Konstantinopel Bulwer trifft
in Belgrad ein, um die Ausführung der Conferenzbeschlüsse zu überwachen.
28. „ (Montenegro). Die Türken beginnen, Montenegro zu räumen.
Pionierabtheilungen fangen inzwischen an dem Bau der Blockhäuser zu ar-
beiten an.
5. Okt. (Serbien). Protokollarische Verhandlung in Belgrad, wonach sämmt-
liche Barrikaden in Belgrad und sämmtliche Redouten an den serbischen
Grenzen weggeräumt und vernichtet werden müssen, bevor der Ferman der
Pforte, der ihre Zustimmung zu den Beschlüssen der europäischen Conferenz
ausspricht, verlesen werden darf. Es wird sofort an die Schleifung der
Barrikaden gegangen. Sobald dieß geschehen, verläßt der englische Gesandte
Belgrad wieder.
6. „ (Serbien). Verlesung des Fermans der Pforte in Belgrad. Prokla-
mation des Fürsten Michael:
„Wir Michael Obrenovich III., von Gottes Gnaden und durch den Willen
des Volks Fürst von Serbien, thun hiemit kund und zu wissen: In Folge
kritischer und außerordentlicher Verhältnisse, in welche unser Land durch das
Bomdardement der Stadt Belgrad versetzt wurde, habe ich die mir vom
Staatsrath übergebene unbegrenzte Gewalt am 18. Juni übernommen, und
durch das Interesse für das Vaterland geleitet, habe ich alles gethan, was
möglich war, um das Land vor weiteren Verkürzungen seiner Rechte und
seiner Ruhe zu bewahren, und die Wiederholung so bedauerlicher Vorfälle
unmöglich zu machen. Wenn die Anordnungen, welche die Folge des ein-
stimmigen Beschlusses der hohen Pforte und sämmtlicher garantirenden Mächte
sind, auch nicht in vollem Maße meinen Wünschen und Erwartungen ent-
sprechen, so bringen sie Serbien doch einige bis jetzt entbehrte Rechte als
neue Errungenschaften. Ich habe deßhalb im Interesse des Vaterlandes für
gut befunden, den Beschlüssen des Suzeräns und aller garantirenden Mächte
kein Hinderniß in den Weg zu legen, damit den außerordentlichen Verhält-
nissen ein Ende gemacht werde. Der kaiserliche Ferman, welcher die ange-
führten Anordnungen enthält, setzt jedermann in den Stand, die Vortheile
desselben zu begreifen. Insofern unsere gerechten Wünsche bei dieser Ge-
legenheit nicht erfüllt sind, erwarte ich mit größter Zuversicht in die Gnade
Gottes und die gute Gesinnung der Großmächte, daß sie später werden er-
füllt werden. Das Volk Serbiens möge auch fernerhin die allbekannte
Vaterlandsliebe nähren, die Gesetze und Anordnungen der Regierung ehren
und den Behörden folgen; es erhalte sich den Glauben an Gott und die
Zuversicht auf seine gute Sache, dann kann Serbien nur einer guten und
immer besser werdenden Zukunft entgegensehen. Nach dem Aufhören der
außerordentlichen Verhältnisse wird alles wieder seinen gewöhnlichen regel-
mäßigen Gang gehen. Die resp. Minister werden mir, jeder in seinem Fach,
Vorschläge machen, welche, um dieß zu erreichen, nothwendig sind. Für mich
ist es jedoch die größte Befriedigung, bei dieser Gelegenheit dem ganzen Volk,
dem nationalen und regulären Heer, den Beamten aller Branchen und der
Geistlichkeit, mit einem Wort allen und jedem, welche in diesen außer-
ordentlichen Verhältnissen etwas zum Besten des Vaterlandes beigetragen,
die Einen mühsame und ersprießliche Dienste, die Andern materielle Opfe
— alles Zeichen von Vaterlandsliebe — meine Zufriedenheit und meinen
Dank auszusprechen.“
Der erste Transport der Türken verläßt bereits Belgrad.
10. " (Montenegro). Omer Pascha kehrt nach Konstantinopel zurück.
15. „ (Donaufürstenthümer). In der Moldau entwickelt sich eine heftige
Gährung gegen die zum Nachtheile der Moldau und namentlich Jassy's sich
vollziehende Union der Fürstenthümer.