38
Deutschland.
ist, seinen Beruf zu erfüllen. — In diesem Sinne empfiehlt die
Commission dem hohen Hause die Annahme der ihrerseits vorgeschlagenen
Resolution.“ (Vgl. 11. März).
28. Febr. (Württemberg). Eine Note des hl. Stuhles beantwortet
eine Darlegung der Regierung in Betreff der katholisch-kirchlichen
Angelegenheiten (s. Jahrg. 1861 S. 69) dahin, daß
„die Kurie zu dem neuesten Schritt der k. Württemb. Regierung in der
Kirchenfrage zwar ihre Zustimmung nicht ertheilen könne, dagegen wolle sie
davon abstehen, einen förmlichen Protest gegen das Verfahren der Regie-
rung zu erheben, vielmehr sei sie von der Loyalität der Regierung über-
zeugt, daß sie ihren Verpflichtungen gegen die Katholiken des Königreichs
in wahrhaft loyaler Weise bei Handhabung der Gesetze Rechnung tragen
werde."“
1. März. (Preußen und Oesterreich) verständigen sich über ein
3.
gemeinsames Vorgehen in der Kurhessischen Frage.
„ Der in Berlin versammelte Ausschuß des Nationalvereins
erläßt eine Ansprache an die Vereinsgenossen:
„Der Nationalverein in seinen Anfängen war ein Product der nationalen
Hülflosigkeit, wie sie sich auch dem Blödesten während der Ereignisse des
Sommers 1859 offenbarte.
„ . Keiner erwartete wohl augenblickliche Erfolge. Niemand durfte
sie erwarten. Es galt, den Boden vorzubereiten, den Muth und das Selbst-
vertrauen zu heben, das neu erwachte nationale Bewußtsein zu stärken und
der Bewegung die richtigen Ziele und Wege zu zeigen. Nicht gewillt, statt
des Bundesstaates den Einheitsstaat, statt der Reform die Revolution zu
proclamiren, mußten wir in Preußen den mächtigsten deutschen Staat er-
blicken, welcher allein im Stande war, die zerstreuten Kräfte der Nation
wirksam zusammenzufassen und zugleich durch seine eigenen Interessen un-
widerruflich an das Interesse der ganzen Nation gebunden war. — Wir
handelten nicht im Vertrauen auf die aug enblickliche preußische Re-
gierung, auf diesen und jenen Minister, uns leitete allein die Ueberzeugung,
daß, unbekümmert um das Widerstreben Einzelner, die Nothwendigkeit der
Dinge und die Einsicht des preußischen Volkes diesem Staate schließlich
diejenige Richtung geben werde und geben müsse, welche durch seine ei-
genen, wie die Interessen der deutschen Nation gleich gebieterisch erheischt
wird. — Die nationale Partei ist nicht abhängig von den Meinungen eines
jeweiligen Ministeriums, von seiner größeren oder geringeren. Fähigkeit und
Thatkraft. Sie wendet sich an das deutsche Volk, sie vertritt die ewigen und
unvergänglichen Interessen und Bedürfnisse der Nation, sie stützt sich auf
die durch diese gegebene Nothwendigkeit der Entwicklung der Dinge. —
Und sie hat sich hierin nicht getäuscht. Der Erfolg beweist es. Das na-
tionale Bewußtsein ist in ganz Deutschland lebendig geworden. Eine große,
gleich reale und ideale Bewegung hat sich der Geister bemächtigt. — Der
Glaube an die große deutsche Zukunft wächst von Tag zu Tag. Die Un-
haltbarkeit der jetzigen Gesammtverfassung und die dringende Nothwen ig-
kelt der Reform wagen selbst ihre bisherigen Vertreter nicht mehr zu ver-
läugnen.
" .. Haben wir noch keine unmittelbaren Erfolge erreicht — wer von
Euch sieht nicht, daß wir nach einer Thätigkeit von kaum mehr als zwei
Jahren zu siegen beginnen? — Der Gegensatz der Meinungen zwis chen
Nord= und Süddeutschland mildert sich mehr und mehr und fängt hier und
da an, gänzlich zu verschwinden. An die Stelle des früheren ver einzel-
ten Ringens in den Einzelstaaten ist ein gemeinsames planmä ßiges