Deutschland. 39
Handeln der nationalen Partei aller Stämme und Staaten möglich ge-
worden. — Mit der Einsicht in die richtigen Ziele und die praktischen Mit-
tel, sie zu erreichen, ist die allgemeine Uebereinstimmung gewachsen. Das
preußische Volk ist mit Energie in den Kampf um die höchsten nationalen
Güter eingetreten. Es begann — die Bildung der deutschen Fortschritts-
partei und die Wahlen zum Abgeordnetenhaus haben es bewiesen — den
deutschen Bruderstämmen offen die Hand zu reichen. — Wenn andere
deutsche Regierungen, die badische, weimarische und coburg-gothaische, sich
schon herzhaft und rückhaltslos unter dem Beifalle der Nation der nationa-
len Bewegung angeschlossen haben, wie lange wird die preußische
Regierung sich ihr noch unthätig entziehen können? Hat doch
schon jetzt Graf Bernstorff die Gründung eines Bundesstaates mit ein-
heitlicher Centralgewalt und deutschem Parlament als Ziel der preußi-
schen Politik aufgestellt. — Das Ziel — eine Lebensfrage zugleich für den
Preußischen Staat — Ihr wißt es, ist nur zu erreichen durch ein Bünd-
niß mit dem einzigen treuen und mächtigen Bundesgenossen, dem deutschen
Volke, durch ein entschiedenes und entschlossenes Eingehen auf seine und
des eigenen Volkes Bedürfnisse. Wenn dies jeder im Volke sieht, wie lange
wird die auch in der Vernstoff'schen Note enthaltene Täuschung der
Staatslenker Stich halten, daß so große Dinge allein durch diploma-
tische Verhandlungen mit größtentheils widerwilligen Re-
gierungen zu Ende zu führen seien?
„Wer von Euch möchte unter diesen Umständen schwanken und verzagen?
Wer von Euch wird nicht im Gegentheil das Vereins-Programm durch die
bisherigen Erfahrungen und Erfolge für bewährt halten, und es um so
mehr für seine gebieterische Pflicht erkennen, mit allen erlaubten Mitteln
den Particularismus zu bekämpfen, das nationale Bewußtsein zu stärken,
die Einsicht in die wichtigen Fragen und Mittel allgemeiner zu machen und
selbst das Vertrauen fest zu halten, daß die deutsche Nation endlich eine
Gesammtverfassung, welche durch ihre geistigen und materiellen Interessen
gleichmäßig geboten ist, erkämpfen wird. — Thue doch ein Jeder seine
Schuldigkeit. Erobern wir nach und nach alle deutschen Volksvertretungen,
gewinnen und organisiren wir alle aufgeklärten und vorwärtsstrebenden
Kräfte der Nation durch die Mittel gesetzlicher Agitation, brechen wir durch
die schließlich unüberwindliche Macht der allgemeinen Meinung den schon
verzagter geleisteten Widerstand der Gegner, bewegen wir die Gleichgültigen
und Schwachen, sich für uns zu entscheiden und sich nicht länger dem
Ringen der Nation zu entziehen — dann ist der Erfolg gesichert. — Den
wahren Patrioten muß die Gewißhelt, ja, die Wahrscheinlichkeit des sch ließ-
lichen Sieges genug sein; nur der Selbstsüchtige fühlt sich abhängig von
einem Erfolge, dessen Früchte ihm unmittelbar zu Gute kommen. — Die
bisherige Haltung des deutschen Volkes, die von den Mitgliedern des Na-
tionalvereins bewiesene Ausdauer gibt uns die Zuversicht, daß auch in der
Zukunft die nationale Partei in diesem Sinne kämpfen und schließlich
siegen wird. Uns hat die Noth des Vaterlandes zusammengeführt, uns
wird die Fortdauer der Noth untrennbar vereint finden."“
4. März. Der Ausschuß des Nationalvereins genehmigt die schon
seit Ende 1861 erfolgte Einstellung der Ablieferung der Flotten-
gelder an das Preuß. Kriegsministerium.
5. „ (Hamburg). Die Bürgerschaft entscheidet sich für Einführung
der Gewerbefreiheit. ·
„ (Bundestag). Gemeinsamer Antrag Oesterreichs und Preus-
sens Behufs endlicher Lösung der Kurhessischen Frage:
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