Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Preußen. 137 
auch durch motivirte Tagesordnung abgelehnt hatten. Eine von 
Breslau wirklich abgegangene Deputation wird weder vom König 
noch von den Ministern empfangen und die abgegebene Adresse un- 
eröffnet zurückgeschickt. Einige Städte protetiren und wollen re- 
monstriren. Nachgerade fügen sich jedoch alle. Die trotz des Ver- 
bots an den König abgegangenen Adressen bleiben unbeachtet. 
18. Juni. Die Stadtverordneten von Berlin beschließen, in Zukunft alle 
Adressen und Deputalionen an das kgl. Haus überhaupt zu unter- 
lassen. 
„ „ Der Professor an der Berliner Unirersität v. Holtzendorff wird 
von der Regierung verwarnt, weil er am 4. d. M. in der Ver- 
sammlung des ersten Local-Wahlbezirks auf eine Zustimmungs- 
erklärung zu dem Wirken des Abg.-Hauses angetragen hatte. Kor- 
respondenz darüber zwischen dem Cultminister und dem Senat der 
Berliner Universität. 
23.   „ Die Stadtrerordneten von Königsberg in der Neumark lehnen 
alle Empfangsfeierlichkeiten für die Prinzen Albrecht und Friedrich 
Karl ab, mit 9 gegen 6 Stimmen selbst eine Begrüßung. 
27. „ In Berlin constituirt sich ein „Verein zur Wahrung der ver- 
fassungsmäßigen Preßfreiheit in Preußen“, entfaltet jedoch keine 
bedeutsame Thätigkeit. 
— „ Während des ganzen Monats sind von den Behörden gegen die 
liberale Presse nach allen Seiten hin zahlreiche Verwarnungen er- 
folgt. In Folge davon ist die Presse der Opposition über innere 
Angelegenheiten fast gänzlich verstummt. 
4. Juli. Medizinalrath und Prof. Möller in Königsberg wird suspen- 
dirt, weil er den Vorsitz in einer Versammlung geführt, welche die 
heimkehrenden Abg. begrüßt und durch Resolutionen sich für das 
Abg.-Haus ausgesprochen hatte. 
6. „ Ein aus 46 der angesehensten Bürger Kölns bestehendes Comité 
ladet die 3 Präsidenten des Abg.-Hauses, die sämmtlichen Abg. 
der freisinnigen Fractionen aus Rheinland und Westfalen und Schulze- 
Delitzsch auf den 18. und 19. d. M. zu einem großen „provin- 
ziellen Bankett“ nach Köln ein. Die Regierung hält es nicht für 
rathsam, die Demonstration zu verbieten. 
18./19. Juli. Das Abgeordnetenfest in Köln gestaltet sich zu einer 
großartigen Demonstration der öffentlichen Meinung am Rhein für 
das Abg.-Haus. 
31. Juli. Tod des Prinzen Friedrich. Die Stadtverordneten von Berlin 
beschließen mit 34 gegen 26 Stimmen die Absendung einer Adresse 
oder einer Deputation zu unterlassen. Im Ministerium wird deß- 
halb die Frage einer Auflösung der Stadtverordnetenversammlung 
ventilirt.
	        
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