Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Preußen. 145 
 
Stande gekommen ist, durch eine neue Gesetzvorlage näher geregelt werden 
sollen. Durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die neue Formation des 
Heeres, welche wir Ew. Maj. Weisheit verdanken, sich als ebenso zweckent- 
sprechend wie den wirthschaftlichen Interessen des Landes förderlich bewährt 
hat und daher in ihrem Fortbestande nimmermehr gefährdet werden darf, 
werden wir den in Aussicht gestellten Entwurf eines neuen Gesetzes über die 
Verpflichtung zum Kriegsdienst einer sorgfältigen Prüfung unterwerfen. . .  
Die Lage von ganz Europa ist eine bewegte. Die verschiedensten, ja ganz 
divergirenden politischen Anschauungen haben mit Dank es begrüßt, daß Ew. 
Maj. die Ehre und die Rechte Ihrer Krone und Preußens in fester Hand 
gehalten haben. In der That kann nur dadurch, daß die Machtstellung 
Preußens und sein providentieller Beruf für Deutschland 
allseitige Anerkennung findet, die Einheit, Macht und Sicherheit des deutschen 
Vaterlandes wahrhaft gefördert werden. Wir dürfen mit Zuversicht hoffen, 
daß die sorgsame Wahrung der Ehre und der Rechte Ew. Maj. Krone auch 
bei der kais. österr. Regierung die Ueberzeugung hervorrufen wird, daß nur 
im Einverständniß und durch gemeinsames Vorgehen mit Preußen das 
Gedeihen und die Sicherheit Deutschlands zu erreichen ist. .. Unser Trost in 
mannigfachen Zerwürfnissen und unsere Freude ist, daß Ew. Maj. mit uns 
an dem Vertrauen festhalten, es ist noch dasselbe alte preußische Volk, welches 
durch Gottes Gnade Ihrer kgl. Regierung anvertraut ist. Das feste und 
wohlwollende Regiment in Gerechtigkeit und Zucht, welches Ew. Maj. auch 
für die Zukunft zugesagt haben, wird — daran zweifeln wir nicht — auch 
Irregeleitete bald auf die rechten Wege zurückführen. Ew. Maj. werden mit 
Genugthuung sehen, daß Ihr Volk auch jetzt noch in Thaten die alte Treue 
zu bewähren wissen und mit Dank und Preis erkennen wird, wie ihm in 
seinem Könige der Segen Allerh. Ihrer glorreichen Väter erhalten und 
erneuert ist.“ 
21. Nov. Eine k. Verordnung hebt in Folge des Beschlusses des Abg.= 
 
 
 
 
Hauses gemäß Art. 63 der Verfassung die Preßordonnanz vom 1. Juni 
wieder auf.   
22.   „ Ernennung von 10 neuen lebenslänglichen Mitgliedern des 
Herrenhauses. 
23.   „ Der Kriegsminister bringt im Abg.-Hause den umgearbeiteten 
Entwurf des Gesetzes über die Verpflichtung zum Kriegsdienste ein. 
— Die Abg. Stavenhagen und Virchow bringen Namens der beiden 
liberalen Fractionen einen Antrag bezüglich der schleswig-hol- 
steinischen Frage ein. (s. Dtschld.) 
28.  „ Preußen und Oesterreich haben sich bezügl. der schles- 
wig-holsteinischen Frage im wesentlichen verständigt und 
geben in der Bundesversammlung eine gemeinsame Erklärung zu 
Protokoll, nach der sie ihrerseits entschlossen sind, am Londoner 
Vertrag festzuhalten. (s. Dtschld.)  
„   „ Das Abg.-Haus beschließt auf den Antrag von Schulze-De- 
litzsch und Carlowitz, einen Ausschuß niederzusetzen zu Unter- 
suchung der bei den letzten Wahlen vorgekommenen gesetzwi- 
drigen Beeinflussung der Wähler und Verkümmerung der 
verfassungsmäßigen Wahlfreiheit preuß. Staatsbürger. 
1. Dec. Debatte des Abg.-Hauses über die schleswig-holsteinische 
Frage. Erklärung des Staatsministeriums. (s. Dtschld.) 
                                                       10
	        
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