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Sachlage nicht verkannt werden, daß das beharrlich angestrebte Ziel der Her-
stellung eines völligen Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben
bereits nahe gerückt ist. Zwar wird es noch großer Anstrengungen, vieler
Opfer und Cntsagungen bedürsen, bis dieses Ziel erreicht ist, aber es ist er-
reichbar, wenn alle Hebel der freien Entwicklung, der geistigen und materiellen
Kräfte angesetzt werden, wenn der äußere Friede, welchen Oesterreich ebenso
aufrichtig wünscht, als es ihn nothwendig braucht, erhalten bleibt, wenn durch
eine glückliche Verständigung in der großen innern Verfassungsfrage die er-
sehnte Befriedigung eintritt, das Vertrauen wiederkehrt und Sparsamkeits-
maßregeln und Finanzreformen durch die Mitwirkung einer im Völkerleben
wurzelnden legalen Vertretung ihre velle Kraft und Nachhaltigkeit erlangt
haben werden.“
31. Dec. Ein kaiserl. Handschreiben an den Kriegsminister genehmigt den
Entwurf eines auf die allgemeine Wehrpflicht gegründeten Wehr-
gesetzes, dessen definitive Annahme zwar der verfassungsmäßigen Be-
handlung desselben vorbehalten wird, dessen wichtigste Bestimmungen
aber schon jetzt provisorisch ins Leben treten sollen.
„ „ (Galizien). Landtag: Debatte über ein neues Schulgesetz.
Nach dem Entwurf sollen in den Volksschulen beide Landessprachen,
in den Mittelschulen aber allein die polnische Sprache anerkannt
werden. Die Ruthenen legen gegen diesen Grundsatz den entschie-
densten Protest ein und verlassen den Saal, um die Versammlung
beschlußunfähig zu machen, worauf der Schluß der Session verkün-
det wird.
„ „ (Croatien). Der Landtag nimmt den Entwurf einer Landtags-
wahlordnung nach kurzer Debatte an, verwahrt sich gegen die
Octroyirung einer solchen und beschließt, jenen Entwurf durch Re-
präsentation dem Kaiser zu unterbreiten.