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österr. ad latus v. Hoffmann eilt nach Altona, um dem Gen. Gab-
lenz von dem Geschehenen Nachricht zu geben. Kirche und Stände-
saal werden in Itzehoe von den Preußen militärisch besetzt. 20 Stände-
mitglieder protestiren gegen die Gewalt. Das Bureau der augusten-
burgischen „Itzehoer Nachrichten“ wird geschlossen und das Haus von
preußischem Militär besetzt.
10. Juni. (Preußen). Die Preußen räumen Rastatt und Mainz.
(Bayern). General v. d. Tann geht in besonderer Mission
nach Wien ab.
11. „ (Holstein). Gen. Gablenz erläßt in Altona eine Proclamation
an die Einwohner des Herzogthums Holstein, in der er ihnen an-
kündigt, daß er der Gewalt weiche und mit seinen Truppen das
Land räume:
„Der vertragswidrigen Besetzung des Herzogthums Holstein durch königl.
preußische Truppen, die mich veranlaßte, den Sitz der Statthalterschaft und
der Landesregierung nach Altona zu verlegen, sind Gewaltmaßregeln gefolgt;
das Zusammentreten der in Folge allerhöchsten Auftrages von mir berufenen
holsteinischen Ständeversammlung ist durch Waffengewalt verhindert, der Land-
tagscommissär verhaftet worden. Durch eine Proclamation vom 10. d. M.
hat der kgl. preußische Gouverneur für das Herzogthum Schleswig ferner
kundgegeben, daß er die obersie Regierungsgewalt auch in dem Herzogthum
Holstein in die Hand nehmen werde; er hat in Ausführung dessen der von
mir im Auftrage meines allergnädigsten Kaisers bestellten Landesregierung
ihre Entlassung angekündigt und eine andere Civilverwaltung bereits eingesetzt.
Preußische Truppen sind im Anmarsch auf Altona. Die mir zu Gebote stehen-
den Streitkräfte waren nicht darauf berechnet, einem feindlichen Angriffe der
bisher verbündeten deutschen Macht Widerstand zu leisten; ich bin außer
Stande, mit meiner kleinen Schaar der verübten Gewalt wirksam entgegen-
zutreten und das Recht zu schützen. Um die Truppen nicht nutzlos zu opfern,
weiche ich, einem allerhöchsten Befehl Sr. Maj. des Kaisers folgend, der
Uebermacht und verlasse mit ihnen das Land. Als ich auf Befehl meines
allergnädigsten Herrn die Regierung eures Landes übernahm, seid ihr mir
mit Vertrauen entgegengekommen und ihr habt dasselbe mir im wachsenden
Maße bis heute bewahrt. Nehmet meinen herzlichsten Dank dafür. Schwere
Tage werden über euch kommen. Einstweilen wird die Gewalt herrschen,
fügt euch derselben mit eurer bewährten Besonnenheit. Bleibt aber auch in
dieser neuen Prüfung treu eurer guten Sache. Euer Geschick steht in Gottes
Hand; harret aus im Vertrauen auf eine glückliche Lösung."“
„ (Bundestag). Oesterreich klagt am Bunde gegen Preußen
wegen gewaltthätiger Selbsthilfe in Holstein und trägt auf Mobil-
machung der gesammten Bundesarmee, die preuß. Bundesarmeecorps
allein ausgenommen, an. Preußen erklärt den Antrag für bundes-
widrig und protestirt gegen jede geschäftliche Behandlung desselben.
Die Abstimmung wird trotzdem mit Mehrheit auf den 14. d. M. angesetzt.
Erklärung und Antrag Oesterreichs: „Der kgl. preußische Gou-
verneur im Herzogthum Schleswig, Generallieutenant Frhr. v. Manteuffel,
hat dem kais. Statthalter für das Herzogthum Holstein, Feldmarschallieutenant
Frhr. v. Gablenz amtlich angezeigt, daß er von seiner Regierung befehligt
sei, zur Wahrung der Condominatsrechte Preußens die nicht von österreichi-
schen Truppen besetzten Theile Holsteins zu besetzen. Der kais. Statthalter
hat gegen dieses Vorhaben Protest erhoben und die ihm unterstehenden kais.
Truppen bei Altena concentrirt. Ungeachtet dieser feierlichen Einsprache und