Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebenter Jahrgang. 1866. (7)

86                                                 Deutschland. 
 
österr. ad latus v. Hoffmann eilt nach Altona, um dem Gen. Gab- 
lenz von dem Geschehenen Nachricht zu geben. Kirche und Stände- 
saal werden in Itzehoe von den Preußen militärisch besetzt. 20 Stände- 
mitglieder protestiren gegen die Gewalt. Das Bureau der augusten- 
burgischen „Itzehoer Nachrichten“ wird geschlossen und das Haus von 
preußischem Militär besetzt. 
10. Juni. (Preußen). Die Preußen räumen Rastatt und Mainz. 
 
 
 
(Bayern). General v. d. Tann geht in besonderer Mission 
nach Wien ab. 
11. „ (Holstein). Gen. Gablenz erläßt in Altona eine Proclamation 
an die Einwohner des Herzogthums Holstein, in der er ihnen an- 
kündigt, daß er der Gewalt weiche und mit seinen Truppen das 
Land räume: 
„Der vertragswidrigen Besetzung des Herzogthums Holstein durch königl. 
preußische Truppen, die mich veranlaßte, den Sitz der Statthalterschaft und 
der Landesregierung nach Altona zu verlegen, sind Gewaltmaßregeln gefolgt; 
das Zusammentreten der in Folge allerhöchsten Auftrages von mir berufenen 
holsteinischen Ständeversammlung ist durch Waffengewalt verhindert, der Land- 
tagscommissär verhaftet worden. Durch eine Proclamation vom 10. d. M. 
hat der kgl. preußische Gouverneur für das Herzogthum Schleswig ferner 
kundgegeben, daß er die obersie Regierungsgewalt auch in dem Herzogthum 
Holstein in die Hand nehmen werde; er hat in Ausführung dessen der von 
mir im Auftrage meines allergnädigsten Kaisers bestellten Landesregierung 
ihre Entlassung angekündigt und eine andere Civilverwaltung bereits eingesetzt. 
Preußische Truppen sind im Anmarsch auf Altona. Die mir zu Gebote stehen- 
den Streitkräfte waren nicht darauf berechnet, einem feindlichen Angriffe der 
bisher verbündeten deutschen Macht Widerstand zu leisten; ich bin außer 
Stande, mit meiner kleinen Schaar der verübten Gewalt wirksam entgegen- 
zutreten und das Recht zu schützen. Um die Truppen nicht nutzlos zu opfern, 
weiche ich, einem allerhöchsten Befehl Sr. Maj. des Kaisers folgend, der 
Uebermacht und verlasse mit ihnen das Land. Als ich auf Befehl meines 
allergnädigsten Herrn die Regierung eures Landes übernahm, seid ihr mir 
mit Vertrauen entgegengekommen und ihr habt dasselbe mir im wachsenden 
Maße bis heute bewahrt. Nehmet meinen herzlichsten Dank dafür. Schwere 
Tage werden über euch kommen. Einstweilen wird die Gewalt herrschen, 
fügt euch derselben mit eurer bewährten Besonnenheit. Bleibt aber auch in 
dieser neuen Prüfung treu eurer guten Sache. Euer Geschick steht in Gottes 
Hand; harret aus im Vertrauen auf eine glückliche Lösung."“ 
„ (Bundestag). Oesterreich klagt am Bunde gegen Preußen 
wegen gewaltthätiger Selbsthilfe in Holstein und trägt auf Mobil- 
machung der gesammten Bundesarmee, die preuß. Bundesarmeecorps 
allein ausgenommen, an. Preußen erklärt den Antrag für bundes- 
widrig und protestirt gegen jede geschäftliche Behandlung desselben. 
Die Abstimmung wird trotzdem mit Mehrheit auf den 14. d. M. angesetzt. 
Erklärung und Antrag Oesterreichs: „Der kgl. preußische Gou- 
verneur im Herzogthum Schleswig, Generallieutenant Frhr. v. Manteuffel, 
hat dem kais. Statthalter für das Herzogthum Holstein, Feldmarschallieutenant 
Frhr. v. Gablenz amtlich angezeigt, daß er von seiner Regierung befehligt 
sei, zur Wahrung der Condominatsrechte Preußens die nicht von österreichi- 
schen Truppen besetzten Theile Holsteins zu besetzen. Der kais. Statthalter 
hat gegen dieses Vorhaben Protest erhoben und die ihm unterstehenden kais. 
Truppen bei Altena concentrirt. Ungeachtet dieser feierlichen Einsprache und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.