Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

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Preußen und der norddeutsche Vund. 
haben würde. Keiner der unterzeichneten Bischöfe wußte sich zu erinnern, daß 
eine derartige Vereinbarung zu Stande gekommen sei. Sodann wurde nach 
vorgängiger eingehender Besprechung und Erörterung des Hauptgegenstandes 
der Berathung beschlossen: daß eine gemeinschaftliche Ansprache der Bischöfe 
an die Gläubigen entworfen und allen Bischöfen von Deutschland, welche seit- 
her sich an den Conferenzen zu Fulda betheiligt haben, zur Unterschrift vorgelegt 
worden solle. Ein von einem der Mitglieder der gegenwärtigen Conferenz 
bereits mitgebrachter Entwurf einer solchen Ansprache wurde einer nähern Er- 
örterung und verschiedenen Modificationen unterworfen, sodann nach erfolgtem 
Einverständniß aller Gegenwärtigen vollzogen, und beschlossen, daß derselbe 
gedruckt und allen Bischöfen zugestellt werden solle. Es wurde ferner beschlos- 
sen, daß nach erfolgter Veröffentlichung dieser Ansprache gegen diejenigen 
Gläubigen, und namentlich gegen diejenigen Priester und Lehrer, welche so- 
dann etwa noch in ihrer Opposition gegen die Concilsbeschlüsse verharren 
würden, nach den Vorschriften der Moral und des canon. Rechts, wenngleich 
mit aller zulässigen Langmuth und Milde und nach vorgängiger besonderer 
Belehrung und Ermahnung, verfahren werden, und daß in den einzelnen 
Diöcesen eine Belehrung der Gläubigen über die verbreiteten Mißverständnisse 
und Vorurtheile gegen die Concilsbeschlüsse auf den Kanzeln durch Hirtenbriefe 
je nach dem Bedürfnisse der Diöcrese erfolgen solle." 
„Schreiben des Erzbischofs von Köln an die in Fulda nicht er- 
schienenen Bischöfe: „In Folge der geschehenen Einladung hatten sich am 
30. August die unter der Anlage unterzeichneten hochw. HH. Bischöfe zu 
Fulda versammelt. Die nicht erschienenen hatten fast sämmtlich angezeigt, 
daß sie durch den Drang der Zeitverhältnisse oder durch Unwohlsein verhindert, 
aber sehr geneigt seien, den zu fassenden Beschlüssen beizutreten, weßhalb sie 
um Mittheilung derselben ersuchen. Die versammelten Bischöfe haben sich 
über die in der Beilage entworfene Ansprache, welche an die Gläubigen ihrer 
Diöcesen gerichtet werden soll, mit völliger Einstimmigkeit verständigt, und 
zugleich beschlossen, daß dieselbe vor der Veröffentlichung auch den nicht er- 
schienenen Mitgliedern der Fuldaer Conferenz zur gefälligen Kenntnißnahme 
und zur Mitvollziehung confidentiell mitgetheilt werden solle. Demzufolge 
beehre ich mich Namens derselben zugleich mit dem Protokoll der Conferenz 
jene Ansprache beiliegend confidentiell mit dem ergebensten Ersuchen zu über- 
senden, sie, falls Hochdieselben damit einverstanden sind, gefälligst mitvollziehen, 
und jedenfalls recht bald mir remittiren zu wollen, damit sie sodann, mit den 
Unterschriften aller Bischöfe, welche derselben sich angeschlossen haben, neuer- 
dings gedruckt und allen betreffenden HH. Amtsbrüdern ohne Verzug zuge- 
stellt werde." 
Hirtenbrief der dem Beschlusse beitretenden Bischöfe: „Vom heiligen 
allgemeinen vaticanischen Concil in unsere Bisthümer zurückgekehrt, halten 
wir es, in Vereinigung mit andern deutschen Bischöfen, welche der Kirchen- 
versammlung beizuwohnen verhindert waren, für unsere oberhirtliche Pflicht, 
an Euch, Geliebte im Herrn, einige Worte der Belehrung und Mah- 
nung zu richten. Daß wir dieß gemeinsam und feierlich thun, dazu liegt 
Veranlassung und Grund in den vielfach irrigen Auffassungen, welche 
seit Monaten über das Concil verbreitet worden sind, und die 
auch jetzt noch in unbefugter Weise an manchen Orten sich geltend zu 
machen suchen. Um die göttlichen Wahrheiten, welche Christus der Herr die 
Menschen gelehrt hat, in ihrer ganzen Reinheit und Unverfälschtheit zu be- 
wahren und sie gegen jede Veränderung und Entstellung zu sichern, hat Er 
in seiner heiligen Kirche ein unfehlbares Lehramt eingesetzt, und demselben 
seinen Schutz und den Beistand des hl. Geistes für alle Zeiten verheißen und 
gegeben. Auf diesem unfehlbaren Lehramte der Kirche beruht die ganze Sicherheit 
und Freudigkeit unseres Glaubens. So oft im Laufe der Jahrhunderte Miß- 
verständnisse oder Anfeindungen einzelner Lehrsätze auftauchten, hat dieses un-
	        
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