reußen und der norddeutsche Vund. 115
unsere von ihm so oft gefährdeite Sicherheit im eigenen Lande. Frankreich
dagegen wird jeden jetzt zu schließenden Frieden nur als einen Waffenstillstand
ansehen und uns, um Rache für seine jetzige Niederlage zu nehmen, ebenso
händelsüchtig und ruchlos wie in diesem Jahre wiederum angreifen, sobald es
sich durch eigene Kraft oder fremde Bündnisse stark genug dazu fühlt. Indem
wir Frankreich, von dessen Initiative allein jede bisherige Beunruhigung Eu-
ropa's ausgegangen ist, das Ergreifen der Offensive erschweren, handeln wir
zugleich im europäischen Interesse, welches das des Friedens ist. Von Deutsch-
land ist keine Störung des europäischen Friedens zu befürchten. Nachdem uns
der Krieg, dem wir mit Sorgfalt und Ueberwindung unseres durch Frankreich
ohne Unterlaß herausgeforderten nationalen Selbstgefühls vier Jahre lang
aus dem Wege gegangen sind, trotz unserer Friedensliebe aufsgezwungen wor-
den ist, wollen wir zukünftige Sicherheit als den Preis der gewaltigen An-
strengungen fordern, die wir zu unserer Vertheidigung haben machen mühssen.
Niemand wird uns Mangel an Mäßigung vorwerfen können, wenn wir diese
gerechte und billige Forderung festhalten."“
14. Sept. (Preußen). Eine Versammlung der Volkspartei in Königsberg
16.
17.
beschließt unter dem Einfluß des Abg. Dr. Jacoby felgende Erklärung:
„Die hier versammelten Mitglieder der Volkspartei sprechen ihre Ueber-
zeugung dahin aus, daß weder die Kriegserklärung Napoleons noch die Waffen-
thaten der deutschen Heere dem Sieger das Necht geben, über das politische
Geschick der Bewohner von Elsaß und Lothringen zu verfügen. Auf Grund
des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, im Interesse der Freiheit und des Frie-
dens protestiren sie gegen jede gewaltsame Annexion franz. Ländergebiets.“
„ (Der Krieg). Lord Clarendon sucht in seiner Antwort auf
die Denkschrift vom 1. Sept. die Beschwerden Deutschlands über
die Handhabung seiner Neutralität bez. Kriegscontrebande zu ent-
kräften. Die öffentliche Meinung in Deutschland findet die Argu-
mentation sehr wenig überzeugend.
„ Eine Broschüre des Engländers Lord Acton in deutscher Sprache
„Sendschreiben an einen deutschen Bischof des vaticanischen Concils“
geißelt durch eine Blumenlese authentischer Auszüge aus den Er-
klärungen der Bischöfe der Concilsminderheit wider das Unfehlbar-
keitsdogma in logisch zwingender Weise die nunmehrige Haltung der-
jenigen, die sich gegen ihre Ueberzeugung demselben entweder bereits
unterworfen haben oder zu unterwerfen im Begriff sind.
„ Die „Kölnische Zeitung“ fängt an, die Listen solcher Katholiken
(sämmtlich den gebildeten Ständen angehörig) zu veröffentlichen,
welche sich dem Münchener Protest gegen die päpstliche Unfehlbar=
keit angeschlossen haben L„päpstliche Verlustlisten“, wie sie der Kölner
Volkswitz neuntl.
„ Der Kronprinz von Preußen erläßt einen Aufruf zur Gründung
einer Invalidenstiftung für ganz Deutschland.
„ (Der Krieg). Die deutschen Armeen langen vor Paris an
und beginnen dasselbe zu cerniren.
Die Regierung der nationalen Vertheidigung in Paris setzt die
Wahlen zur constituirenden Nationalversammlung vom 16. schon
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