Allgemeine Chronik. 9
Centrum vereinigen sich zu einer großartigen Agitation, um das Plebiscit
nach den Wünschen des Kaisers in Seene zu setzen.
12. April. (Nom). Das Conil votirt einstimmig die erste Vorlage (schema de fide).
Die ziemliche Zahl der juxta mocum Stimmenden wird schließlich auch noch
gewonnen, indem der Papst sich zu einer Reihe kleiner Concessionen herbeiläßt,
um nur Einstimmigkeit zu erzielen und damit jeden Zweifel an der Oecume-
nicität des Concils zu beseitigen. «
13. „ (Frankreich). Der gesetzgeb. Körper vertagt sich auf das Verlangen Olli-
viers mit 193 gegen 63 Stimmen bis nach dem Plebissit.
14. „ (Frankreich). Bufset und Daru scheiren aus dem Cabinct Ollivier wirk-
lich aus. Die Reconstruction des Cabinets wird bis nach dem gelungenen
Plebiscit verschoben.
„ „ (Dänemark und Verein. Staaten). Der zwischen beiden abgeschlossene
Kaufsvertrag bez. der westindischen Inseln Dänemarks erlischt, da er von
Seite des Senats der Union nicht ratifizirt worden ist. .
15.,,(Frankreich).Ollivierverzichtetdarauf,dieletzteNoteDaru’snichtbloß
der päpstl. Curie, sondern auch dem Concil selbst zur Kenntniß zu bringen.
20. „ (Frankreich). Der Senat nimmt das Consult betr. Revision der Verfas-
sung einstimmig an.
„ „ (Verein. Staaten). Die Wiederzulassung Georgiens als des letzten der Re-
bellenstaaten zur Vertretung im Congreß scheitert an dem Widerstande des Senats.
21. „ (Deutschland — Bayern). Die Regierung legt dem Landtag einen Ge-
setzesentwurf für. Einführung directer Wahlen mit allgemeinem Stimmrecht
und geheimer Abstimmung vor. Der städtischen Bevölkerung ist darin ein
gewisser Vorzug vor der ländlichen eingeräumt. Die patriotische Partei ist
eben darum mit dem Entwurf nicht zufrieden.
„ „ (Deutschland). Eröffnung des Zollparlaments.
22. „ (Griechenland). Eine Gesellschaft von Engländern fällt bei Marathon in
die Hände von Näubern, die darauf um Lösegeld und Amnestie unterhandeln,
schließlich aber, von den Truppen der Regierung umzingelt, die Engländer tödten
und theils in Gefangenschaft gerathen, theils entkommen.
23. „ (Nordd. Bund). Der nordd. Bundesgesandte in Rom, v. Arnim, unter-
stütt auch seinerseits die Warnungen Frankreichs und die Depesche des Grafen
Daru und betont es namentlich, daß „in Deutschland die katholischen und
nichtkatholischen Christen friedlich bei einander wohnen müssen“.
„ „ (Frankreich). Der Kaiser formulirt die dem Plebiscit vorzulegende Frage
und richtet eine Proclamation an die Franzesen.
24. „ (Nom). Concil: Dritte öffentliche Sitzung des Concils unter dem Vorsitze
des Papstes: feierliche Abstimmung über die Constitutio de fide und die dazu
gehörigen Canones, der noch ein Zusatz angehängt ist, welcher auch für alle
päpstl. Constitutionen und Deerete, selbst wenn sie nicht eigentliche Glaubens-
sachen enthalten, Gehorsam fordert. Alle Bischöfe antworten mit Placet.
Damit ist wenigstens ein Theil der Sätze des Syllabus von 1864 zu Glau-
benssätzen erhoben.
„ „ (Schweiz: Zürich). Die allgemeine Volksabstimmung verwirft ein ihr vor-
gelegtes Fabrikgesetz, das die Arbeit der Frauen und Kinder in den Fabriken
allzusehr beschränkt.
„ (Schweiz: Aargau). Das Volk genehmigt in allgemeiner Abstimmung
die Einführung des obligatorischen Referendums und der Volksinitiative in
die Kantonsverfassung. 1 ·
25. „ (England). Die Nachrichten von der Ermordung mehrer angesehener Eng-
länder durch eine griechische Räuberbande bei Marathon erregen einen Sturm
der Entrüstung in der öffentlichen Meinung. Der englische Gesandte in Athen
stellt sehr weitgehende Forderungen an die griechische Regierung.
26. „ (Oesterreich-Ungarn: Ungarn). Die Regierung legt dem Unterhause
das sog. Municipal-(Comitats-)Gesetz vor.