Hie füddeutschen Staaten. 209
Bürgermeister, die Vorsitzenden des Gemeindecollegiums, des Ge-
werbevereins, der Handelskammer, die Vorstände der Bezirksvereine,
die Abgeordneten der Stadt sowie einige andere gerade anwesende
Abgeordnete und eine Anzahl liberaler Notabilitäten Münchens, dar-
unter auch J. v. Liebig, folgendes Telegramm an den König zu richten:
„Sr. Maj. dem König Ludwig II. von Bayern. Im Namen der Mün-
chener Bürgerschaft wünschen die Unterzeichneten Ew. kgl. Maj. Glück zu dem
neuen glorreichen Siege der deutschen Waffen in dem Kampfe bei Beaumont
Mouzon, an welchem sich auch wieder unsere bayerischen Truppen in höchst
ruhmvoller Weise betheiligt haben. Wir hegen das unerschütterliche Ver-
trauen, daß Ew. kgl. Maj. im Verein mit den verbündeten Fürsten Deutsch-
lands dem deutschen Volke durch die Wiedererwerbung der deutschen
Lande Elsaß und Lothringen einen dauernden Frieden sichern, jeden
Versuch einer fremden Einmischung in die Friedensunterhandlungen energisch
zurückweisen und der deutschen Nation zu einer gemeinsamen, ih-
rer Stellung würdigen Gesammtvertretung, deren Bedürfniß die
deutschen Fürsten wie das deutsche Volk schon längst anerkannt haben, verhelfen
werden.“ «
2. Sept. (Bayern). Der Magistrat und die Gemeindebevollmächtig-
/
ten von München beschließen einstimmig, dem Telegramm der No—
tabeln vom 1. ds. Mts. an den König von Bayern und der am
30. Aug. in Berlin beschlossenen Adresse an den König von Preußen
zuzustimmen.
Die Magistrate der Städte Augsburg, Nürnberg 2c. beschließen,
ähnliche Kundgebungen an den König von Bayern zu richten und
sich der Verliner Adresse an den König von Preußen anzuschließen.
„ (Baden). Die badische Regierung erklärt sich in einem Schrei-
ben an den Bundeskanzler des norddeutschen Bundes zuerst für eine
Wiedererwerbung des Elsasses und Lothringens im Interesse Süd-
deutschlands und seiner militärischen Sicherung gegen Frankreich und
für die nunmehrige verfassungsmäßige Vereinigung der süddeutschen
Staaten mit dem norddeutschen Bunde und zwar in der Weise, daß,
da dies in manchen Beziehungen eine Lockerung der bisherigen
Gemeinsamkeit im nordd. Bunde zur Folge haben werde, ein Gegen-
gewicht durch Verstärkung der Centralgewalt auf militärischem und
diplomatischem Gebiete geschaffen werden möge. 1
„ Eine massenhaft besuchte Volksversammlung in Stuttgart nimmt
einstimmig Resolutionen an, deren Inhalt im Wesentlichen folgen-
der ist:
1) Das deutsche Volk weist jeden Vermittlungs= oder Einmischungsversuch
der neutralen Mächte bei dem Friedensschlusse zurück; 2) die Wiedergewinnung
von Elsaß und Lothringen für das deutsche Reich ist die einzige Bürgschaft
gegen die französischen Gelüste und der Preis des nationalen Kampfes und
Sieges; 3) durch den Beitritt der süddeutschen Staaten und die Erwer-
bung lange verloren gewesener deutscher Länder muß der norddeutsche Bund
ein deutscher Bundesstaat werden. Ein einiges Volk, Ein Heer, Ein Reichstag,
Ein deutsches Staatswesen ist für Deutschland und Europa die Gewähr eines
dauernden und sichern Friedens. — Eine an den König beschlossene Adresse ist
damit im Wesentlichen identisch.
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