14 Allgemeine Chronik.
8. Juli. (England). Beide Häuser des Parlaments haben die irische Landbill an-
genommen, jedoch in schließlich sehr abgeschwächter Form. ·
10. „ (Nordd. Bund). Das auswärtige Amt theilt den Bundesregierungen
offiziell mit, daß der Bund und Preußen insbesondere der spanischen Thron-
candidatenfrage jederzeit fern und fremd geblieben sei und dieselbe als eine
ausschließlich Spanien und den Candidaten persönlich angehende betrachtet habe
und betrachte. . .
,,(Schweiz:Gcnf).DieradicaleParicigewinntbeidcrallgemeincholkss
abstimmung über die vom Gr. Rath vorgeschlagene neue Wahlkreiseintheilung
wieder die Oberhand: der Vorschlag wird verworfen.
11. „ (Nom). Concil: Abstimmung über das dritte Kapitel der Vorlage vom
römischen Papst, das die Bischöfe fortan der Autorität und Willkür des Pap-
stes absolut unterwirft und in Wahrheit zu bloßen Commissarien des Papstes
macht, und die dazu gehörigen Canones. Etwa 90 Väter stimmen mit
non placet.
(Verein. Staaten). Beide Häuser des Congresses verständigen sich über
e ronsolldatton resp. Conversion der Staatsschuld (von 6 auf 5, 41 und
4 Proz.). .
12. , (Deutschland). Der Erbprinz von Hohenzollern entsagt seiner Thron-
candidatur, um der spanischen Nation die Freiheit ihrer Initiative zurückzu—
geben und eine untergeordnete Familienfrage nicht zu einem Kriegsvorwande
Frankreichs gegen Deutschland heranreifen zu lassen.
(Nordd. Bund). Graf Bismarck kehrt von Varzin nach Berlin zurück.
(Frankreich). Das Ministerium ist über die in Folge des freiwilligen
Verzichts des Erbprinzen von Hohenzollern einzuhaltende Politik noch uneinig.
Ollivier und Segris sind dafür, sich damit zu begnügen, die Mehrheit ist
dagegen der entgegengesetzten Ansicht. Der Kaiser hält mit seiner Meinung
noch zurück. .
(Italien). Große Aufregung über die zwischen Frankreich und Deutschland
eingetretene Differenz. Die conservative Partei scheint einer Allianz mit Frank-
reich nicht abgeneigt, die Linke ist aufs entschiedenste dagegen und hat dabei
die überwiegende Mehrheit der öffentlichen Meinung auf ihrer Seite.
(Verein. Staaten). Eine von beiden Häusern des Congresses angenom-
mene Naturalisationsbill schließt Indianer und Chinesen von der Erwerbung
des Bürgerrechts aus.
13. „ (Spanien). Die Regierung acceptirt den Verzicht des Erbprinzen von
Hohenzollern auf die Throncandidatur und nimmt die Einberufung der
Cortes zurück. .
(Frankreich u. Deutschland). Frankreich begnügt sich mit dem freiwil—
ligen Rücktritt des Erbprinzen von Hohenzollern auf die spanische Thron-
candidatur nicht und verlangt sowohl durch den norddeutschen Botschafter in
Paris als durch den französischen Botschafter in Ems, vom König von Preu-
wen, daß er die bestimmte Erklärung abgebe, daß er niemals wieder seine
Einwilligung dazu ertheilen werde, wenn diese Candidatur etwa später wieder
aufleben werde. Der König lehnt die Zumuthung ab und weigert sich, den
französischen Botschafter, der sie erneuern will, deshalb neuerdings zu em-
pfangen.
(Nom). Concil: Abstimmung über die Infallibilitätsfrage: 88 Väter
stimmen mit non placet, 62 wenigstens mit juxta moclum, 451 mit placet.
— Nachdem die Entscheidung gefallen, erhalten die Bischöfe wieder die Erlaub-
niß, Rom verlassen zu dürfen.
(Italien). Die II. Kammer genehmigt alle Vorschläge des Finanzmini-
sters Sella, um das Deficit zu beseitigen.
14. „ (Nordd. Bund). Die preußischen Blätter bringen die Vorgänge in Ems
in einem (offiziellen) Telegramm aus Ems durch Extrablätter zur Kenntniß
des Publikums. Das auswärtige Amt des norddeutschen Bundes theilt das