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gramm soll der Wahlagitation der gesammten deutschen Partei in ganz Oester-
reich zur Grundlage dienen.
24. Mai. Der bisherige ungarische Finanzminister Lonyay wird vom
Kaiser zum Reichsfinanzminister ernannt. In Ungarn tritt an seine
Stelle Kerkapolyi als Finanzminister.
28. „ (Ungarn). Der Carlowitzer Serbencongreß nimmt den von
der Partei Miletits ausgegangenen Antrag, daß der Wirkungskreis
des Congresses außer den Kirchen= und Schulangelegenheiten sich
auch auf alle jene Rechte erstrecke, welche die serbischen Privilegien
enthalten (als: freie Wahl des Wojwoden, eigene Municipien 2c.),
einstimmig an.
29. „ (Oesterreich: Galizien). Schluß der Ausgleichsconferenzen Po-
tockii1##mit den Polen. Ueber das Resultat verlautet nichts Positi-
ves und Zuverlässiges.
— „ (Ungarn). Der serbische Kirchencongreß in Carlowitz beschließt
mit 44 gegen 22 Stimmen, daß die Bischöfe künftig durch den
Congreß zu wählen seien.
9. Juni. (Ungarn). Großartige Batthyany-Leichenfeier. Um nach
oben nicht anzustoßen, ist alles Officielle aus dem Programm ge-
strichen worden.
18. „ (Ungarn). Unterhaus: Die Regierung erklärt bez. des Muni-
cipalgesetzentwurfs, daß sie für denselben solidarisch einstehe, aber
durch Bekanntmachung der Punkte, aus denen es eine Cabinetsfrage
mache, nicht die Freiheit der Debatte einschränken wolle.
— „ (Oesterreich). Die Presse kann nicht umhin, zu constatiren,
daß die Wähler in den deutschen Kronländern im Großen und Ganzen
— einzelne politische Centralpunkte ausgenommen — den bevor-
stehenden Landtagswahlen mit gründlicher Gleichgiltigkeit entgegen-
gehen. Nur die sog. katholische Partei entwickelt hier eine emsige
Thätigkeit, wie auf der andern Seite die verschiedenen nationalen
Parteien. Die social-demokratische Partei will sich der Theilnahme
an den Wahlen vollständig enthalten.
30. „ (Ungarn). Unterhaus: Beginn der Debatte über die Muni-
cipal= (Comitats-MReform.
— „ u. Juli. (Oesterreich). Resultat der allgemeinen Landtags-
wahlen.
Trotz der vorangegangenen Gleichgiltigkeit vieler Wähler war der Wahl-
kampf meist doch intensiver als je, da sich die politischen Gegensätze seit dem
Rücktritt des Bürgerministeriums Giskra-Herbst allenthalben verschärft haben,
und namentlich die clerikale Partei mit dem Aufgebot ihrer ganzen Macht
auf dem Kampfplatze erschienen war. Dieselbe erringt auch in einer erheb-
lichen Anzahl von Wahlen den Sieg, dech nicht in dem Maße, wie man
vielfach erwartet hatte. In den meisten Landtagen wird immerhin die libe-
rale oder verfassungstreue Partei gegenüber den Clerikalen und verfassungs-