Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

280 Oesterreich-Angarn. 
gramm soll der Wahlagitation der gesammten deutschen Partei in ganz Oester- 
reich zur Grundlage dienen. 
24. Mai. Der bisherige ungarische Finanzminister Lonyay wird vom 
Kaiser zum Reichsfinanzminister ernannt. In Ungarn tritt an seine 
Stelle Kerkapolyi als Finanzminister. 
28. „ (Ungarn). Der Carlowitzer Serbencongreß nimmt den von 
der Partei Miletits ausgegangenen Antrag, daß der Wirkungskreis 
des Congresses außer den Kirchen= und Schulangelegenheiten sich 
auch auf alle jene Rechte erstrecke, welche die serbischen Privilegien 
enthalten (als: freie Wahl des Wojwoden, eigene Municipien 2c.), 
einstimmig an. 
29. „ (Oesterreich: Galizien). Schluß der Ausgleichsconferenzen Po- 
tockii1##mit den Polen. Ueber das Resultat verlautet nichts Positi- 
ves und Zuverlässiges. 
— „ (Ungarn). Der serbische Kirchencongreß in Carlowitz beschließt 
mit 44 gegen 22 Stimmen, daß die Bischöfe künftig durch den 
Congreß zu wählen seien. 
9. Juni. (Ungarn). Großartige Batthyany-Leichenfeier. Um nach 
oben nicht anzustoßen, ist alles Officielle aus dem Programm ge- 
strichen worden. 
18. „ (Ungarn). Unterhaus: Die Regierung erklärt bez. des Muni- 
cipalgesetzentwurfs, daß sie für denselben solidarisch einstehe, aber 
durch Bekanntmachung der Punkte, aus denen es eine Cabinetsfrage 
mache, nicht die Freiheit der Debatte einschränken wolle. 
— „ (Oesterreich). Die Presse kann nicht umhin, zu constatiren, 
daß die Wähler in den deutschen Kronländern im Großen und Ganzen 
— einzelne politische Centralpunkte ausgenommen — den bevor- 
stehenden Landtagswahlen mit gründlicher Gleichgiltigkeit entgegen- 
gehen. Nur die sog. katholische Partei entwickelt hier eine emsige 
Thätigkeit, wie auf der andern Seite die verschiedenen nationalen 
Parteien. Die social-demokratische Partei will sich der Theilnahme 
an den Wahlen vollständig enthalten. 
30. „ (Ungarn). Unterhaus: Beginn der Debatte über die Muni- 
cipal= (Comitats-MReform. 
— „ u. Juli. (Oesterreich). Resultat der allgemeinen Landtags- 
wahlen. 
Trotz der vorangegangenen Gleichgiltigkeit vieler Wähler war der Wahl- 
kampf meist doch intensiver als je, da sich die politischen Gegensätze seit dem 
Rücktritt des Bürgerministeriums Giskra-Herbst allenthalben verschärft haben, 
und namentlich die clerikale Partei mit dem Aufgebot ihrer ganzen Macht 
auf dem Kampfplatze erschienen war. Dieselbe erringt auch in einer erheb- 
lichen Anzahl von Wahlen den Sieg, dech nicht in dem Maße, wie man 
vielfach erwartet hatte. In den meisten Landtagen wird immerhin die libe- 
rale oder verfassungstreue Partei gegenüber den Clerikalen und verfassungs-
	        
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