1. Portugal.
2. Jan. Eröffnung der Cortes. Thronrede des Königs.
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Die Thronrede hebt den innern und äußern Frieden hervor, meldet die
vom Ministerium vollzogenen administrativen Reformen und verschiedene Pro-
jecte über Reorganisation des öffentlichen Unterrichts, des Bergrechts, der Justiz-
verwaltung, der Dotation des Clerus, des Strafgesetzbuches, des Heeres und
der Flotte, der Kriegs= und Marineadministration u. s. w., kündigt einige in-
ternationale Akte von großer Tragweite an, spricht die Hoffnung aus, die er-
wünschte Lösung der Finanzfrage auf Grund der Organisation der Steuern
und einer breitern Entwicklung des Desamorlisationsgesetzes näher gerückt zu
sehen, und wünscht sich Glück, unter vortheilhaften Bedingungen eine Anleihe,
von welcher schon ein Theil realisirt ist und der Rest eben realisirt wird,
emittirt zu haben.
Das Ministerium kann sich auf die Majorität der Cortes weder
in der einen noch in der andern Kammer verlassen. Man spricht
daher bereits von einer Auflösung derselben und Neuwahlen. Der
Herzog v. Saldanha intriguirt gegen den Ministerpräsidenten Herzog
v. Loulé.
„ Die Regierung läßt durch ein kgl. Decret die Kammer auflösen
und Neuwahlen anordnen.
Die Auflösung erfolgt scheinbar ohne Grund. Den Stein des Anstoßes
bildet indeß anerkannter Maßen die Finanzfrage. Die Ausgaben übersteigen die
Einnahmen seit 1867 um ungefähr 5000 Contos und die öffentliche Meinung
sowohl als die Majorität der Cortes ist mit den bisherigen Maßregeln des
Finanzministers Brancamps, dieses Deficit theils durch Creditoperationen,
koeie durch Ersparnisse, theils endlich durch neue Steuern zu decken, nicht ein-
verstanden
13. März. Die Neuwahlen zur zweiten Kammer fallen ganz überwiegend
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zu Gunsten der Regierung aus. Die Opposition hat kaum zwölf
der ihrigen durchgebracht.
„ Eröffnung der Cortes. Die Thronrede wiederholt die Ankün-
digungen derjenigen vom 2. Jan., und fügt dazu das Versprechen
einer Reform der Pairskammer so wie eines Ministerverantwortlich-
keitsgesetzes.