24 Allgemeine Ehronik.
11. Sept. (Rom). Der Pahpst lehnt alle Vorschläge Italiens rund ab. Der König
von Italien befiehlt den Einmarsch seiner Truppen in den Kirchenstaat. Die
päpstl. Truppen ziehen sich zurück. Z
12. „ (Frankreich). Töhiers geht in außerordentlicher Mission ber Regierung der
nationalen Vertheidigung nach London, Wien, St. Petersburg und Florenz.
„ „ (Deutschland — Bayern). Das Ministerium beantragt in einem Be-
richte an den König, mit dem nordd. Bunde über eine nähere Verbindung
Bayerns mit demselben in Unterhandlung zu treten.
13. u. 16. „, (Deutschland). Zwei diplomatische Erlasse des nordd. Bundeskanz-
lers erörtern das historische Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich
und die Nothwendigkeit für jenes, sich den Besitz von Straßburg und Metz
zu sichern.
„ „ (Frankreich). Ein Theil der Pariser Regierung siedelt als Delegation nach
Tours über; die Gesandten der Großmächte gehen ebendahin.
„ „ (Rom) wird in Belagerungszustand erklärt, die Post bleibt aus, die Eisen-
bahn= und Telegraphenverbindungen sind abgeschnitten, die Stadt ist von den
italienischen Truppen bereits völlig cernirt.
14. „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Die czechisch-feudale Mehrheit des
böhmischen Landtags beschließt, die Reichsrathswahlen zu verweigern.
— „ (England und Verein. Staaten). Die in beiden Ländern Deutsch-
land entschieden überwiegend günstige öffentliche Meinung schlägt nach der Ka-
tastrophe von Sedan zu Gunsten Frankreichs um. ·
15.,(Holland).BeideKammetnhabensichmmmehrfllrAufhebungderTos
desstrafe ausgesprochen.
17. „ (Deutsch· franz. Krieg). Die deutschen Armeen fangen an, vor Paris an-
zulangen und beginnen dasselbe zu cerniren.
„ „ (Frankreich). Die Regierung der nationalen Vertheidigung beschließt, die
Wahl einer Nationalversammlung zu beschleunigen, und ordnet dieselben statt
auf den 16. schon auf den 2. Oct. an.
„ „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Eröffnung des Reichsraths. Alle Land-
tage, mit einziger Ausnahme Böhmens, haben denselben beschickt, einige frei-
lich nur mit Vorbehalten.
18. „ (Oeutsch-efranz. Krieg). Paris wird von den deutschen Armeen vollständig
eingeschlossen. Die Bayern nehmen die wichtigen Höhen von Clamart.
19. „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Abg. Haus: Die deutsche Partei ver-
langt Vertagung, bis auch Böhmen vertreten sei, und setzt es durch, aber nur
auf 8 Tage und nur mit 1 Stimme Mehrheit.
20. „ (Oeutsch-franz. Krieg). Unterhandlungen zwischen Bismarck und Favre
über einen Waffenstillstand scheitern, da Favre keinerlei Concessionen zuge-
stehen will. -
«.(Jtalicn).DieitalienischenTruppensindvorsiomangelangi.DieUeberi
gabe der Stadt wird verweigert. Die italienischen Truppen schießen Bresche
in die Mauer bei Porta Pia, worauf die päpstl. Truppen allen Widerstand
aufgeben und die ital. Truppen in die hl. Stadt einziehen und sie, jedoch mit
Ausnahme des sog. leoninischen Stadttheils, besetzen.
21. „ (Deutsch-franz. Krieg). Erster Ausfall aus Paris. Derselbe wird
abgeschlagen.
„ „ (Frankreich). Die Regierung der nationalen Vertheidigung erläßt nach
dem Scheitern der Unterhandlungen zwischen Favre und Bismarck eine Pro-
clamation, in der sie auf dem Satze beharrt: „Kein Zoll von unserem Gebiete,
kein Stein von unseren Festungen.“ —
„ „ (Deutschland — Süddentschland). Der Präsident des nordd. Bundes-
kanzleramtes, Delbrück, trifft in München ein, um die Wünsche Bayerns und
Württembergs bez. einer näheren Verbindung derselben mit dem nordd. Bunde
entgegenzunehmen und zu besprechen.