Spanien. 315
Redlichkeit seiner Absichten. Er hege keinerlei persönlichen Ehrgeiz. Er ver-
spricht; die Frage solle noch vor dem Auseinandergehen der Cortes zur Sprache
gebracht werden.
18. Mai. Montpensier kehrt nach Madrid zurück.
24.
30.
„ Die Cortes genehmigen schließlich ein Gesetz, durch welches die
Civilehe für Spanien eingeführt wird.
„ Cortes: Beginn der Debatte über das Gesetz betr. die Wahl
eines Königs. ·
Der Entwurf verlangt, daß der Tag der Abstimmung eine Woche vorher
bestimmt werdeu und die betreffende Sitzung so lange dauern soll, bis die Wahl
beendigt sei. Die Abgeordneten sollen die Wahlzettel unterzeichnen und, die
Wahl soll giltig sein, wenn die einfache Mehrheit der anwesenden Mitglieder
der Cortes erzielt wird. Die letztere Bestimmung entspricht den Wünschen der
Anhänger des Herzogs v. Montpensier. Die Progressisten stellten den Gegen-
antrag, daß für eine giltige Wahl die absolute Mehrheit nicht der anwesenden,
sondern der gewählten Mitglieder der Cortes erforderlich sein solle. Im er-
steren Fall bedürfte es zu einer giltigen Wahl (ohne die Republikaner) nur
ca. 89, im letzteren dagegen 170 Stimmen.
7. Juni. Cortes: Debatte über das Königswahlgesetz: mit 137 gegen 124
11.
Stimmen wird beschlossen, für eine giltige Königswahl die absolute
Mehrheit nicht bloß der anwesenden, sondern der gewählten Cortes-
mitglieder zu verlangen. Die Aussichten des Herzogs v. Montpensier
sind damit fast gänzlich vernichtet.
„ Cortes: Rede Prims über die Thronfrage.
Prim erwähnt zuerst das Scheitern der nach einander von der Regierung
mit Ferdinand von Portugal, dem Herzoge von Aosta und dem Herzoge von
Genua angeknüpften Unterhandlungen und fährt dann fort: „Die Herren
Abgeordneten hoffen vermuthlich, daß ich nun einen Candidaten nenne, mit
welchem ich im Namen der spanischen Regierung unterhandelt hätte. Ich werde
nichts sagen, weil dies indiscret sein würde und zu Verwicklungen führen
könnte, Übrigens habe ich auch mein Ehrenwort gegeben. Die Herren Abge-
ordneten werden ohne Zweifel meine Zurückhaltung billigen. (Ja, jal) Dieser
Candidat erfüllte sicherlich die Bedingungen, deren Spanien bedurfte. Er war
nämlich von königlichem Stamme, katholisch und mündig. Aber das Ver-
hängniß hatte ins Buch unserer Geschicke geschrieben, daß es uns wieder nicht
gelingen sollte, einen König zu finden. Der Prinz, ließ män mich mit eben
so viel Zartgefühl als Wohlwollen wissen, könne für den Augenblick nicht die
Krone annehmen. Es handelt sich um den Erbprinzen von Hohenzollern, den
Bruder des Fürsten Carl von Rumänien.] Demnach hat die Regierung es
für geeignet erachtet, sich an die Cortes zu wenden, um sie zu Schiedsrichtern
in der Frage zu machen. Die Regierung ist in ihren Unterhandlungen nicht
glücklich gewesen; sie hat Ihnen keinen Candidaten für die Krone Spaniens in
Vorschlag zu bringen, wenigstens hat sie heute keinen; aber wird sie morgen
einen haben! Das ist's, was ich Ihnen nicht sagen kann. Ich kann nur er-
klären, daß die Regierung von denselben Gefühlen beseelt ist, wie die monar-
chischen Abgeordneten, und daß sicherlich für die Regierung noch nicht jede
Aussicht verschwunden ist, einen König zu finden. Ohne den Zeitpunkt fest-
stellen zu können, ohne einen Tag bezeichnen zu wollen, wird die Regierung
fortfahren, die Frage mit Vorsicht und Zurückhaltung zu behandeln, bis sie
Ihnen einen Candidaten vorstellen kann, der fähig ist, die dffentliche Meinung
a#-seinen Gunsten zu bestimmen. Die Regierung hält ebenso, wie die Herren