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Spanien. .
Abgeordneten, die Fortdauer des Interims für ein großes Uebel. Aber ob
sie gleich nicht die Mittel in Händen hat, aus dieser bedauerlichen. Lage her-
auszukommen, theilt sie doch nicht die Befürchtungen vor Gefahren, die der
Freiheit und der Gesellschaft aus einer einstweiligen Fortdauer des Interims
erwachsen könnten.“"
24. Juni. Die Cortes lehnen mit 78 gegen 48 Stimmen eine sofortige
25.
Abschaffung der Sclaverei in den Colonien ab und nehmen ein
Gesetz an, das ihre allmählige Abschaffung anbahnen soll, und ver-
tagen sich hierauf bis zum 31. Oct.
„ Die Ex-Königin Isabella dankt in Paris zu Gunsten ihres
Sohnes Alphons ab und erläßt darüber ein Manifest an die Spa-
nier, das jedoch in Spanien gar keinen Eindruck macht.
1. Juli. Die Frage eines annehmbaren Candidaten für den Thron
scheint endlich gelöst zu sein. Die durch ein Mitglied der unioni-
stischen Partei, Eusebio v. Salazar y Mazarredo, im Auftrage Prims
in Sigmaringen geführten Unterhandlungen mit dem Erhprinzen
Leopold von Hohenzollern haben schließlich doch zum Ziele geführt,
und der Prinz hat sich bereit erklärt, die spanische Krone anzuneh-
men. Prim verschiebt seine Reise nach Vichy und kehrt von To-
ledo nach Madrid zurück.
„ Die Blätter der Regierungspartei verkünden die endlich gelun-
gene Lösung der Thronfrage.
Prim zeigt dem Gesandten in Paris, Olozaga, die Thatsache be-
hufs Mittheilung an das franz. Gouvernement an.
„ Der Ministerrath beschließt unter dem Vorsitze des Regenten ein-
stimmig, die Candidatur Hohenzollern den Cortes vorzuschlagen und
dieselben zu diesem Behufe auf den 20. ds. Mts. zu einer außer=
ordentlichen Sitzung einzuberufen.
„ Frankreich stellt sich überrascht von der Candidatur des Erb-
prinzen von Hohenzollern; sein Minister des Auswärtigen erklärt
im gesetzgebenden Körper, daß Frankreich diese Candidatur nicht
dulden werde, und stellt ziemlich deutlich den Krieg gegen Preußen
in Aussicht, wenn auf der Candidatur beharrt werden sollte.
„ Der Minister des Auswärtigen, Sagasta, theilt durch Circular=
depesche den Beschluß der spanischen Regierung allen Mächten mit:
Die spanische Regierung hat sich bis auf diesen Tag bemüht, sich
mit der öffentlichen Meinung und gleichzeitig mit dem Wohlergehen der Na-
tion im Einklange zu erhalten. Wenn Prinz Leopold dazu gelangt, den spa-
nischen Thron zu besteigen nach dem Votum der souveränen Cortes, so wird
er constitutioneller König sein mit einer Verfassung, welche die demokratischste
ist von allen, die in den mit liberalen Staatseinrichtungen versehenen Ländern
bestehen. Seine Regierung wird mithin nicht entrathen können, wie jetzt, so
auch in Folge den Eingebungen des öffentlichen Geistes zu gehorchen, der sich
nicht ändern wird, weil ein Fremder die erste Beamtenstelle der Nation ein-
nimmt. Von dem Augenblicke, wo er den Thron San Fernando's besteigt,
wird er Spanier sein, und in dieser Eigenschaft das Werk der September-