26 Allgemeine Chronik.
11. Oct. (Deutsch-franz. Krieg). Die Deutschen unter General v. d. Tann werfen
die neugebildete Loirearmee über diesen Fluß zurück und besetzen Orleans.
„ „ (Frankreich). Gambetta hat in Tours eine wahre Dictatur an sich ge-
rissen und entwickelt eine geradezu fieberhafte Thätigkeit, um in den Provinzen
neue Streitkräfte zur Entsetzung von Paris auf die Beine zu bringen.
„ „ (IStalien). Lamarmora übernimmt als Statthalter des Königs die Re-
gierung des ehemaligen Kirchenstaats oder der nunmehrigen römischen Provinz
des Königreichs und hebt sofort die bisherige Rechtsungleichheit der Bürger
wegen des Religionsbekenntnisses, sowie die bisherige geistliche Gerichtsbarkeit in
bürgerlichen und peinlichen Gerichtssachen auf.
12. „ (Deutschland). Eine Katholikenversammlung in Fulda protestirt gegen
die Beraubung des Papstes und regt eine umfassende clerikale Wahlbewegung
an, um die Intervention der Regierung für eine Restauration des Papstes zu
verlangen.
— „ (ODeutschland — Süddentschland). Württemberg und Baden verständigen
sich, die weiteren Verhandlungen über die deutsche Frage nach Versailles zu
verlegen. Auch Hessen entschließt sich dazu und schließlich auch Bayern.
— „ (England und Verein. Staaten). Die Ausfuhr von Waffen und von
Kriegsmaterial aller Art nach Frankreich ist aus beiden Ländern eine Überaus
schwunghafte.
„ (Spanien). Die Cortes wählen mit 191 Stimmen den Herzog v. Aosta
zum König. Der Herzog v. Montpensier erhält nur 25 Stimmen.
„ (Deutschland). Der Bischof von Hildesheim und sein Domcapitel ver-
langen vom König Wilhelm geradezu, daß „er seinen mächtigen Arm auch
zum Schutze des weltlichen Throns des Papstes ausstrecke".
18. „ (Deutsch-franz. Krieg). General Werder operirt gegen Epinal, Vesoul
und Dison, um die Bildung einer Lyoner Armee zu verhindern. Garibaldi
organisirt seine Freischaaren in Dole.
„ (Frankreich). Thiers kehrt ohne Resultat von seiner Mission nach London,
Wien, St. Petersburg und Florenz zurück. Namentlech in Florenz war er
umsonst bemüht, Italien zur Hilfeleistung für Frankreich zu bewegen.
„ (Italien) sucht durch eine Circulardepesche Visconti-Venosta's die Mächte
über die Folgen der Beseitigung des Kirchenstaats für die unabhängige Stel-
lung des Papstes in kirchlicher Beziehung zu beruhigen.
19. „ (Deutsch-franz. Krieg). General Bourbaki organisirt in Lille eine neue
franz. Nordarmce. ·
20. „ (Deutschland — Süddeutschland). Bevollmächtigte aller vier süddeut-
schen Staaten gehen nach Versailles behufs weiterer Verhandlungen über die
deutsche Frage.
„ „ (Nom). Der Papst vertagt das Concil auf unbestimmte Zeit.
(Deutschland — Württemberg). Die Regierung kündigt die Auflösung
der II. Kammer und Neuwahlen an behufs Entscheidung in der deutschen Frage.
24. „ (Frankreich). Die Delegation in Tours beauftragt Thiers, neuerdings
mit Bismarck über einen Waffenstillstand zu unterhandeln, um Zeit zu ge-
winnen; Gambetta macht riesige Anstrengungen, um bei Lyon, an der Loire,
in der Bretagne und um Lille neue Armeen auf die Füße zu bringen, um
.. Paris zu entsetzen.
25. „ (Deutschland). Beginn der Unterhandlungen in= Versailles über eine
Lösung der deutschen Frage.
27. „ (Deutsch-franz. Krieg). Metz capitulirt. Bazaine mit seiner ganzen Armee
„ wird kriegsgefangen nach Deutschland gebracht. Z„
28. „ (Deutsch-franz. Krieg). Großer Ausfall aus Paris: Le Bourget wird
von den Deutschen verloren, aber alsbald wieder genommen.
29. „ (Oeutsch-franz. Krieg). Der Haupttheil der vor Metz frei gewordenen
deutschen Armeen wird unter dem Prinzen Friedrich Karl nach Süden be-
ordert, um den dort in der Bildung begriffenen Armeen entgegenzutreten, ein
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