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Frankreich.
und Pflicht für das Vaterland beseelt. Sie weiß, was sie werth ist, denn
sie sah in vier Welttheilen den Sieg an ihre Schritte sich heften. Ich nehme
meinen Sohn trotz seiner Jugend mit mir. Er weiß, welche Pflichten sein
Name ihm auferlegt; er ist stolz, seinen Antheil an den Gefahren derjenigen
zu nehmen, die für das Vaterland kämpfen. Gott segne unsere Bestrebungen.
Ein großes Volk, welches eine gerechte Sache vertheidigt, ist
unbesiegbar. Gez.: Napoleon.“
Gleichzeitig wird die Kaiserin für die Dauer der Abwesenheit
des Kaisers zur Regentin eingesetzt.
24. Juli. Die Kaiserin inspicirt in Cherbourg die Flotte vor ihrem
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Auslaufen gegen Deutschland. Der Kaiser erläßt eine Proclamation
an dieselbe. Marschall Leboeuf geht nach Metz, Marschall Can-
robert nach Chalons ab.
„ Das Panzergeschwader unter Viceadmiral Bouet-Willaumez läuft
von Cherbourg gegen Deutschland aus, aber nur halb so stark,
als ursprünglich beabsichtigt war und vorerst ohne Landungstruppen.
Frankreich folgt dem Vorgange Deutschlands vom 18. d. M. bez.
des internationalen Seerechts nicht, sondern zeigt allen Mächten an,
daß es sich bloß an die in der Declaration des Pariser Congresses
vom 16. April 1856 ausgesprochenen Grundsätze halten werde.
Preußen beginnt vor dem militärischen zuerst seinen diplomati-
schen Feldzug gegen Frankreich, zunächst durch die Enthüllung der
französischen Gelüste auf Belgien in der „Times"“ (s. Preußen).
„ Der Kaiser geht von St. Cloud, ohne Paris zu berühren, zur
Rheinarmee nach Metz ab, wo er sein Hauptquartier aufschlägt und
folgende Proclamation erläßt:
b„Soldaten! Ich komme, mich an eure Spitze zu stellen, um die Ehre und
den Boden des Vaterlandes zu vertheidigen. Ihr werdet gegen eine der besten
Armeen von Europa kämpfen; aber andere Armeen, welche dieser an Werth
gleichstanden, haben eurer Tapferkeit nicht widerstehen können. So wird es auch
diesmal sein. Der Krieg, welcher beginnt, wirdlang undpeinlichsein,
denn es werden ihm Oertlichkeiten zum Schauplatz dienen, die
von Hindernissen und Festungen starren; aber nichts ist zu hoch für
die beharrlichen Anstrengungen der Soldaten von Afrika, der Krim, China,
Italien und Mexico. Ihr werdet noch einmal beweisen, was eine französische
Armee vermag, welche von dem Gefühl der Pflicht beseelt, in der Dis-
ciplin erzogen, von der Liebe zum Vaterland entflammt ist. Welches
auch der Weg sein mag, den wir jenseits der Grenzen nehmen werden —
wir werden auf ihm die ruhmvollen Spuren unserer Bäter wieder finden.
Wir werden uns ihrer würdig zeigen. Ganz Frankreich folgt euch mit seinen
glühenden Wünschen, und die Welt hat ihre Blicke auf euch gerichtet. Von
unseren Erfolgen hängt das Loos der Freiheit und der Civi-
lisation ab. Soldaten! Möge ein jeder seine Pflicht thun, und der Gott
der Armeen wird mit uns sein.“
„ Benedetti sucht sich bez. der belgischen Enthüllung durch einen
Brief an den Herzog v. Gramont im Amtoöblatt zu rechtfertigen:
„Es ist von allgemeiner Notorietät, daß Graf Bismarck vor und während
des Krieges von 1866 Frankreich angeboten hat, zur Vereinigung Belgiens
mit Frankreich als Entschädigung für die Vergrößerung Preußens beizutragen.