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Trantreich.
nunmehr von der Defensive zur Offensive übergegangen werden
könne.
Soissons capitulirt.
Gambetta schreitet gegen Esquiros in Marseille ein. Es gelingt
seiner fieberhaften Thätigkeit allmählig, die autonomen Gelüste in
den Provinzen zu überwinden und alle Kräfte des Widerstandes in
seiner Hand zusammenzufassen.
18. Oct. Thiers kehrt, ohne irgend einen Erfolg erzielt zu haben, von
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seiner diplomatischen Rundreise nach Tours zurück. Italien hat es
namentlich entschieden abgelehnt, Frankreich in seiner Bedrängniß zu
Hilfe zu kommen.
„ England schlägt in Tours neue Unterhandlungen mit Deutsch-
land behufs Erzielung eines Waffenstillstandes und Wahl einer
Constituante vor.
„ Die Vorschläge Englands werden von der Regierung in Tours
angenommen und Thiers wird mit der Mission nach Versailles be-
traut. Gleichzeitig verkündet aber Gambetta durch Circularschreiben
die Fortsetzung des Krieges à outrance und will von der Einberu-
fung der Constituante nichts wissen, für die dagegen Gréry und
andere ehemalige Abgeordnete der Linken und des linken Centrums
in Tours lebhaft thätig sind. Laurier schließt in England eine An-
leihe von 250 Mill. ab.
„ Tphiers geht zu den Unterhandlungen nach Verseilles. Dieselben
sind indeß von vorneherein völlig aussichtslos, da er die Instruction
mitnimmt, in keinem Fall auf irgend eine Gebietsabtretung einzugehen.
Gambetta will nur Zeit gewinnen.
„ Metz capitulirt. Die ganze Armee Bazeine's ergibt sich in
Kriegsgefangenschaft und wird nach Deutschland transportirt. Gam-
betta in Tours erklärt die Capitulation sofort für einen Verrath
Bazaine's.
„ Der König von Preußen erläßt von Versailles aus einen
Tagesbefehl an die Armee:
„Soldaten der verbündeten deutschen Armeen! Als wir vor drei Mona-
ten ins Feld rückten gegen einen Feind, der uns zum Kampf herausgefordert
hatte, sprach ich Euch die Zuversicht aus, daß Gott mit unserer gerechten
Sache sein würde. Diese Zuversicht hat sich erfüllt. Seit dem Tage von
Weißenburg, wo Ihr zum ersten Male dem Feinde entgegentratet, bis heute,
wo ich die Meldung der Capitulation von Metz erhalte, sind zahlreiche Namen
von Schlachten und Gefechten in die Kriegsgeschichte unvergänglich eingetragen
worden. Ich erinnere an die Tage von Wörth und Saarbrücken, an die
blutigen Schlachten um Metz, an die Kämpfe bei Sedan, Beaumont, bei
Straßburg und Paris 2c.; jeder ist für uns ein Sieg gewesen. Wir dürfen mit
dem stolzen Bewußtsein auf diese Zeit zurückblicken, daß noch nie ein ruhm-
reicherer Krieg geführt worden ist, und ich spreche es Euch gern aus, daß
Ihr Eures Ruhmes würdig seid. Ihr habt alle die Tugenden bewährt, die
den Soldaten besonders zieren: den höchsten Muth im Gefecht, Gehorsam,
Ausdauer, Selbstverleugnung bei Krankheit und Entbehrung. Mit der Ca-
pitulation von Metz ist nunmehr die letzte der feindlichen Armeen, welche