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stützung desselben ausspricht und dabei die öffentliche Meinung in
überwiegendem Maße auf ihrer Seite hat. «
II. Kammer: Die Regierung legt einen Gesetzesentwurf bezüglich
Subventionirung der Gotthardbahn vor, und die Kammer erklärt die
Behandlung desselben sofort für dringlich, so daß die Frage zwar
nicht mehr in dieser, aber doch gleich bei Beginn der nächsten Session
entschieden werden soll.
13. Juli. Die II. Kammer genehmigt die Gesammtheit der auf Beseiti-
gung des Defizits bezüglichen Vorlagen der Regierung mit nicht
allzu wesentlichen Modificationen mit 150 gegen 124 Stimmen.
18. „ II. Kammer: Die Regierung. erklärt sich auf eine Interpellation
von Seite der Linken für Wahrung der Neutralität in dem zwischen
Frankreich und Preußen resp. Deutschland ausgebrochenen Kriege.
Dagegen entschließt sich dieselbe trotz der Finanzklemme zu sehr um-
fassenden Rüstungen: die Flotte wird in Stand gestellt, und ees wer-
den die Altersklassen von 1844 u. 1845 einberufen, was eine Ver-
mehrung der Armee um 60 bis 70,000 Mann zur Folge hat. In
Florenz, und Palermo, in Mailand und Genug erfolgen lebhafte
Demonstrationen gegen Frankreich; das republikanische Centralcomité
erläßt eine Proclamation an die Armee gegen die Idece einer Al-
lianz mit Frankreich.
24. „ Die offielle Zeitung verkündet die Neutralität Italiens in dem
Kriege zwischen Frankreich und Deutschland. Der nordd. Gesandte,
Graf Brassier de S. Simon, geht nach Berlin ab. Graf Vitz-
thum trifft mit einer vertraulichen Mission der österreichischen Re-
gierung in Florenz ein.
„ II. Kammer: Die Regierung verlangt einen außerordentlichen
Credit von 15 Mill. für das Militärbudget und 1 Mill. für die
Marine. Der Führer der gemäßigten Linken interpellirt über die
auswärtige Politik, namentlich auch bez. der römischen Frage. Vis-
conti-Venosta erklärt,
Italien werde die strengste Neutralität wahren, müsse sich aber zugleich
seine volle Actionsfreiheit vorbehalten zur Schirmung seiner Nechte und Inter-
essen. Bezüglich der französischen Besatzung in Civitavecchia seien zwischen den
Regierungen Italiens und Frankreichs keine offiziellen Mittheilungen erfolgt.
Zu diesen thatsächlichen Angaben erübrige ihm noch zwei Erklärungen hinzu-
zusügen. Die Regierung glaube, daß die römische Frage und insbesondere
die französische Occupation nicht ihre Haltung bestimmen dürfe in dem gegen-
wärtigen bedeutungsschweren Moment; für die Zukunft behalte sich die Regie-
rung wohl ihre volle Freiheit vor, doch werde sie dieselbe nie brauchen zur
Mißachtung der Prärogative des Parlaments. Die Regierung glaube zwei—
tens, daß die schlechteste und verhängnißvollste Politik die wäre, den gegenwär-
tigen Augenblick gegen Frankreich auszubeuten, um die Erfüllung der natio-
nalen Wünsche gewaltsam zu erzwingen. Schließlich weist der Minister darauf
hin, daß er sich mit den so von ihm kundgegebenen Absichten treu an die Tra-
ditionen der italienischen (Cavour % Politik anschließe. Die Rechte erklärt
sich mit diesem Programm einverstanden, spricht jedoch Zweifel aus, ob Lanza
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