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Italien.
richterstattung, und gegebenen Falls strafrechtliche Einschreitung, in-
soweit dabei die-Strafgesetze überschritten würden.
29. Aug. Eine Circular-Depesche des Ministers des Auswärtigen kündigt
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den bei den auswärtigen Mächten beglaubigten Vertretern Italiens
an: daß das Florentiner Cabinet gezwungen sein könne, in der
römischen Frage entscheidende Schritte zu thun.
„ Die Regierung setzt die militärischen Rüstungen immer noch fort:
auch Train, Artillerie und Genie der Altersklassen 1842 und 1843
werden nunmehr einberusen und größere Pferdeankäufe bewerkstelligt.
„ Das Parlament wird auf unbestimmte Zeit vertagt.
3. Sept. Die in Florenz anwesenden Deputirten der Linken schicken eine
Abordnung an den Ministerpräsidenten, um die unverzügliche Besitz-
nahme Roms zu verlangen und beschließen, in Permanenz zu blei-
ben. Sämmtliche liberale Blätter dringen auf sofortige Occupa-
tion Roms.
Die aufgebotenen Truppen sollen drei Armeccorps oder Obser-
vationslager bilden und zwar an der römischen Grenze, bei Verona
und bei Alessandrian. Der um den Kirchenstaat gebildete Cordon
wird enger gezogen.
„ Die Regierung entscheidet sich in Folge der Niederlage des Kai-
sers der Franzosen bei Sedan und der Erklärung der Nepublik in
Paris und Frankreich principiell für die Besetzung Roms.
„ Der Minister des Auswärtigen, Visconti-Venosta, richtet ein
Nundschreiben an die italienischen Vertreter im Auslande, worin
denselben mitgetheilt wird, daß die italienische Regierung in dem
ihr passend scheinenden Augenblick die für die gemeinsame Sicher-
heit des Papstes und Italiens nothwendigen Punkte des rö-
mischen Gebietes besetzen werde, daß sie aber nach wie vor bereit
sei, sich mit den Mächten über die Sicherung der geistlichen Unab-
hängigkeit des Papstes zu benehmen. "
„ Diie italienischen Truppen überschreiten auf mehreren Punkten die
römische Grenze. Die Regierung schickt den Grafen Ponza di San
Martino als Unterhändler an die Curie nach Nom. Der König
richtet einen Brief an den Papst:
„Heiligster Vater! Mit kindlicher Liebe, mit dem Glauben eines Katho-
liken, der Loyalität eines Königs, dem Gefühle eines Ilalieners wende ich
mich, wie ich es früher gethan, noch einmal an das Herz Ew. Heiligkeit. Ein
Sturm von Gefahren bedroht Europa. Durch den Krieg, der Mitteleuropa
verwüstet, wächst die Kühnheit und Verwegenheit der kosmopolitischen Nevolu-
tionspartei, welche, besonders in Italien und in den von Ew. Heiligkeit re-
gierten Provinzen, den letzten Schlag gegen die Monarchie und das Papstthum
vorbereitet. Ich weiß, heiligster Vater, daß die Größe Ihrer Seele nicht ge-
ringer ist, als die Größe der Ereignisse; aber als katholischer und italienischer
König, als durch die göttliche Vorsehung und den Willen der Nation einge-
setzter Hüter und Wächter der Geschicke der Italiener fühle ich die Verpflich-