Ktalien. 401
tung, Angesichts Euxopa's und des Katholizismus die Verant-
wortlichkeit für die Aufrechthaltung, der Ordnung in Italien
und die Sicherheit des päpstlichen Stuhles zu übernehmen. Die
Stimmung nun in der von Ew. Heiligkeit regierten Bevölkerung und die An-
wesenheit. fremder, aus den verschiedensten Gegenden mit den verschiedensten
Absichten gekommener Truppen sind ein Herd der Agitation und Allen
leicht erkennbarer Gefahren. Der Zufall oder ein Ausbruch von Leidenschaften
können zu Gewaltthätigkeiten und zum Blutvergießen führen, das zu ver-
bindern sowohl meine eigene, wie die Pflicht Ew. Heiligkeit ist. In meinen
Augen ist es eine unabweisliche Nothwendigkeit für die Sicherheit
Italiens und des heil. Stuhles, daß meine schon als Wacht an den Grenzen
stehenden Truppen nun vorrücken und jene Positionen einnehmen, welche zum
Schutze Ew. Heiligkeit und der Aufrechthaltung der Ordnung unumgänglich
nothwendig sind. Ew. Heiligkeit werden in dieser ausschließlich reinen Vor-
sichtsmaßregel keinen feindseligen Act erblicken. Meine Regierung und meine
Streilkräfte beschränken sich absolut nur auf eine conservative Action und den
Schutz, mit der Unberletzlichkeit des Papstes, mit dessen geistlicher Auto-
rität und mit der Unabhängigkeit des heil. Stuhles leicht zu vereinbarender
Rechte der römischen Bevölkerung. Wenn Ew. Heiligkeit, wie ich nicht
zweisle und wie Ihr geheiligter Charakter und die Güte Ihrer Seele mich
zu hoffen berechtigen, von dem gleichen Wunsche beseelk sind, wie ich, jeden
Confliet hintanzuhalten und der Gefahr einer Gewaltthat zu entgehen,
so werden Sie: mit dem Grafen Ponza di San Martino, der diesen Brief
überbringt und von meiner Regierung mit entsprechenden Instructionen ver-
sehen ist, jene Maßregeln verabreden können, die am besten zu dem gewünsch-
ten Ziele führen. Ew. Heiligkeit erlaube mir zu hoffen, daß der gegenwär-
tige, für Italien, für die Kirche und für das Papstthum so feierliche Augen-
blick den Geist des Wohlwollens für das Land, das auch Ihr Vaterland ist,
diesen Geist, der in Ihrem Herzen nie hat erlöschen können, wieder erwecke,
und nicht minder die Gefühle der Versöhnung, die ich meinerseits stets mit
unermüdlicher Ausdauer mit Thaten zu beweisen mich bemüht habe: damit
das Oberhaupt des Katholizismus, während es den nationalen Bestrebungen
Rechnung trägt, von der Ergebenheit der italienischen Bevölkerung umgeben,
an den Ufern der Tiber einen ruhmvollen und von jeder menschlichen Sou-
veränetät unabhängigen Sitz behalte. Rom von den fremden Truppen be-
freiend, ihm die Gefahr nehmend, ein beständiges Schlachtfeld der Umsturz-
parteien zu sein, wird Ew. Heiligkeit ein wunderbares Werk vollführt, der
Kirche den Frieden wiedergegeben und dem durch die Gräuel des Krieges er-
schreckten Europa gezeigt haben, wie man durch einen Act der Gerechtigkeit
und durch ein einziges Wort der Liebe große Schlachten gewinnen und un-
sterbliche Siege davontragen kann. Ich bitte Ew. Heiligkeit, mir Ihren apo-
stolischen Segen ertheilen zu wollen, und ich erneuere Ew. Heiligkeit den
Ausdruck der Gefühle meiner tiefsten Ehrfurcht. Florenz, den 8. September
1870. Ew. Heiligkeit unterthänigster, gehorsamster und ergebenster Sohn
Victor Emanuel.“ g
Nach den Instructionen Ponza's di San Martino soll derselbe
dem Papst folgende Vorschläge unterbreiten als Grundlagen einer Ueberein-
kunft zwischen Italien und dem heil. Stuhle:
„Der souveräne Papst behält die Würde, die Unverletzlichkeit und alle an-
deren Prärogative der Souveränetät und überdies alle Vorrechte gegen den
W sun die Üübrigen Souveräne, welche durch die hergebrachte Uebung fest-
gesetzt sind. 1
„Den Cardinälen der römischen Kirche verbleiben der Titel „Fürst“ und
die dazu gehörenden Ehren.
„Die leoninische Stadt verbleibt unter der vollen Souveränetät und Juris-
diction des Papstes.
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