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Ltalien.
des Willens eines aufrichtigen Austausches treuer Versprechungen sind jene
Kräfte; wodurch Italien geschaffen uud gemäß meiner Ansicht zur Vollendung
gebracht wurde. Jetzt kann ich endlich behaupten, daß die italienischen
Völker Herren ihres Schicksals sind. Nach einer so viele Jahrhun-
derte währenden Zerstreuung in der Weltstadt wieder zusammengebracht, wird
Italien aus seiner historischen Vergangenheit die Fäden zu seiner neuen Größe
finden und den Sitz dieser geistlichen Herrschaft mit Achtung umgeben, die ihre
friedlichen Insignien da aufgepflanzt hat, wohin selbst die heidnischen Adler
nicht gelangt sind. Ich verbleibe als König und als Katholik Angesichts
der Proclamirung der italienischen Einheit unerschütterlich bei meinem Ent-
schlusse, die Freiheit der Kirche und die Unabhängigkeit des souveränen Papstes
zu sichern, und mit dieser feierlichen Erklärung nehme ich aus Euren
Händen das römische Plebiscit entgegen.“
11. Oct. Lamarmora trifft in Rom ein, übernimmt die Statthalterschaft
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und erläßt eine Proclamation an die Römer.
„ Durch königl. Decret wird auch für Rom alle bisherige Rechts-
ungleichheit der Bürger wegen des Religionsbekenntnisses aufgehoben.
„ Ein Decret Lamarmora's schafft in Nom die geistliche Gerichts-
barkeit in bürgerlichen und peinlichen Rechtssachen ab.
„ Mazzini wird in Folge der erlassenen Amnestie in Freiheit ge-
setzt. Er nimmt die Freilassung an, lehnt aber die Amnestie ab.
„ Die Zolllinie an der römischen Grenze wird durch kgl. Deeret
aufgehoben.
„ Circular-Depesche Visconti-Venosta's an die Mächte über die
Einverleibung des bisherigen Kirchenstaats in das Königreich und
über die künftige Stellung des Papstthums nach den Ansichten und
Absichten der italienischen Regierung:
„Die Bevölkerung der römischen Provinzen hat, als sie die Freiheit er-
langte, feierlich ihren Willen kundzugeben, sich mit beinahe vollständiger Ein-
stimmigkeit für die Vereinigung Roms und seines Gebiets mit der constitutio-
nellen Monarchie Victor Emanuel's II. und seiner Descendenten ausgesprochen.
Diese unter allen Bürgschaften der Aufrichtigkeit und Oeffentlichkeit geschehene
Abstimmung ist die letzte Weihe der Einheit Italiens. Unter den Freuden-
bezeugungen der ganzen Nation hat Se. Maj. der König das Plebiscit der
Römer entgegengenommen und erklären können, daß das von seinem erlauchten
Vater begonnene und von ihm selbst mit so viel Ausdauer und Ruhm fort-
gesetzte Werk endlich vollendet ist. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten finden
die Italiener in Rom den traditionellen Mittelpunkt ihrer Nationalität wieder.
Rom ist von nun an mit Italien wieder vereinigt kraft des nationalen Rechts,
welches, zuerst vom Parlament ausgesprochen, in dem Votum der Römer seine
endgiltige Weihe gefunden hat. Es ist dies eine große Thatsache, deren Folgen
— und wir sind die ersten, die dies anerkennen — sich weit über die Grenzen
der Halbinsel erstrecken und erfolgreich zum Fortschritt der katholischen Gesell-
schaft beitragen werden. Auf seinem Wege nach Rom findet Italien daselbst
eine der größten Fragen der Neuzeit vor. Es handelt sich darum, in
Uebereinstimmung zu bringen das nationale und das religiöse Gefühl, und
die Unabhängigkeit und die geistliche Autorität des hl. Stuhls inmitten der
der modernen Gesellschaft angehörenden Freiheiten aufrecht zu erhalten. Wie Sie
aus der Antwort des Königs an die römische Deputation entnehmen konnten,
fühlt Italien die ganze Größe der Verantwortlichkeit, welche es
Üübernimmt, wenn es erklärt, daß die weltliche Macht des hl. Vaters zu be-