Rom. 413
Revolution“, welche durch die Unfehlbarkeitserklärung des Papstes
von der Partei der Jesuiten ins Werk gesetzt werden wolle.
21. Jan. Concil: Die Curie läßt an die Mitglieder das zweite schema
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de fide und ein schema de romano pontilice vertheilen.
Das letztere ist das entscheidende: die Bischöfe der Minderheit wissen nun,
woran sie sind. Berichte aus Nom über die Stimmung derselben besagen:
„Seit das Schema von der Kirche sich in den Händen der Bischöfe befindet,
ist es allen klar, daß das ganze Concil nur berufen worden ist, um die Macht
des Papstes zu erweitern und den Einfluß des Jesuitenordens zu verstärken,
daß alles diesem einen Ziele dienen soll. Die Bischöfe sollen die
Ketten schmieden, mit welchen zuerst die weltlichen Gewalten, dann aber auch
sie selber und mit ihnen der ganze Clerus gebunden wird. Es ist ein bitteres
und peinliches Gefühl, das sich dieser Männer bemächtigt hat. Sie fühlen
sich wie überlistet und in einer Schlinge gefangen. Man hat sie nach Rom
gerufen, ohne ihnen ein Wort über die zu erreichenden Ziele und zu behan-
delnden Materien mitzutheilen; hier angekommen, werden sie, wie die Tasten
eines Claviers in dem großen Concils-Instrument eingereiht und besestigt, und
empfinden nun, daß sie unter der Hand des mächtigen Spielers zur Hervor-
bringung von Tönen dienen müssen, die ihnen selbst höchst widerlich klingen.
Sie wissen sehr wohl, daß auch die beredtesten Vorträge, die schlagendsten
Argumente nicht ein einziges Votum der Mehrheitsbischöfe ändern, daß, wenn
auch ein Chrysostomus oder Augustinus unter ihnen wäre, diese Mehrheit fest
und unbewegt bleiben würde, wie der Felsen Petri. Im auflodernden Un-
muth über das Schema von der Kirche rief ein deutscher, sonst gut römisch
gesinnter Prälat aus: „Dieses Schema verdient in die Hölle geworfen zu
werden." Die Botschaft von der Vertagung des unter so schlimmen Auspicien
begonnenen Concils würde von ihnen mit Jubel begrüßt werden. Doch diese
Vertagungsgerüchte sind vorerst mehr Wünsche als Hoffnungen. In der
Prorogation würde das Geständniß liegen, daß das Concil durch die Schuld
der römischen Curie, durch die Verkehrtheit der von ihr den Bischöfen aufge-
zwungenen Einrichtungen, durch die Maßlosigkeiten der vorgelegten Entwürfe
mißlungen sei.“
Die Parteien unter den Bischöfen derselben Nation treten, abgesehen
freilich von den Spaniern, Süditalienern, Südamerikanern und den sämmtlichen
sogen. Missionsbischöfen, immer entschiedener auseinander. Von den Fran-
zosen gehören unter Führung des Erzbischofs Darboy von Paris und des
Bischofs Dupanloup von Orleans, 30 zur liberalen, 27 zur ultramontanen
und 10 zum Tiers parti, der keine Adressen unterzeichnet und sich die Abstim-
mung offen erhalten will. Die englischen Bischöfe sind gleichfalls getheilt:
2 halten zur liberalen Partei und haben die Anti-Infallibilitätsadresse unter-
zeichne, 2 (außer Manning nur noch einer) sind ultramontan, 6 andere bil-
en einen Tiers parti und lehnen jede Unterzeichnung für oder wider ab.
Aehnlich steht es mit den irischen Bischöfen. Der römisch geschulte Cullen,
welchen der Papst den irischen Bischöfen in gleicher Absicht als Primas auf-
genöthigt hat, wie er den englischen Bischöfen den Manning wider ihren
Willen octroyirte, ist selbstredend Infallibilist, und würde sich freuen, den
gebildeten Irländern dieses Dogma, das sie verabscheuen, mit Hilfe der un-
tern Volksklassen aufzuzwingen; und zu ihm hält die Mehrheit der irischen
Bischöfe, die in der Unfehlbarkeit ein Mittel sehen, ihren Einfluß auf das
Volk zu verstärken. Zwei haben jedoch die Petition gegen die Unfehlbarkeit
unterschrieben. Einige wenige endlich gehören zum Tiers parti.
„ Die Petition der Majoritätspartei des Concils für die päpstliche
Infallibilität, von circa 400 Bätern unterzeichnet, wird den Vor-