Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

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17. Sept. Der norddeutsche Gesandte erlangt, ohne indeß von seiner 
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unser ganzes Vertrauen in ihn. 
Regierung dazu instruirt zu sein, vom Oberbefehlshaber der italie- 
nischen Truppen, General Cadorna, eine 24stündige Frist für Rom, 
um noch einen letzten Vermittlungsversuch zu unternehmen, der in- 
deß, wie vorauszusehen ist, zu keinem Resultate führt. 
„ Diie italienischen Truppen unter Cadorna langen unter den 
Mauern von Rom an. Schreiben des Papstes an den Befehlshaber 
seiner Truppen, General Kanzler: 
„Herr General! In dem Augenblicke, in welchem ein großes Sacrilegium 
und die größte Ungerechtigkeit begangen werden soll, und die Armee eines 
katholischen Königs ohne Herausforderung, ja. ohne den Anschein irgend wel- 
chen Motives die Hauptstadt der katholischen Welt belagernd umgibt, fühle 
ich zunächst das Bedürfniß, Ihnen, Herr General, und allen unsern Truppen 
für die bis jetzt eingenommene edle Haltung, für die dem hl. Stuhle bekun- 
dete Liebe und für den Willen zu danken, sich ganz der Vertheidigung dieser 
Metropole widmen zu wollen. Mögen diese Worte ein solennes Dokument 
sein, um Zeugniß abzulegen für die Disciplin, die Loyalität und die Tapfer- 
keit der im Dienste dieses heiligen Stuhles stehenden Truppen. Bezüg- 
lich der Dauer der Vertheidigung bin ich verpflichtet, anzuordnen, daß sie ein- 
zig und allein in einem Proteste bestehen darf, der geeignet ist, die Gewalt- 
that und nur dieses zu constatiren; es sollen nämlich, sobald Bresche geschossen 
sein wird, Unterhandlungen bezüglich der Uebergabe eröffnet werden. In einem 
Augenblicke, in welchem das gesammte Europa die Überaus zahlreichen Opfer 
beweint, welche in Folge eines Krieges zwischen zwei großen Nationen fallen, 
soll nun und nimmer gesagt werden können, daß der Stellvertreter Jesu 
Christi, wenn auch ungerechter Weise angegriffen, seine Zustimmung zu vielem 
Blutvergießen gegeben hätte. Unsere Sache ist Gottes Sache, und wir setzen 
Von ganzem Herzen segne ich Sie, Herr 
General, und alle unsere Truppen.“ 
„ General Cardona fordert Nom zur Uebergabe auf. General 
Kanzler lehnt es ab. Die italienischen Truppen schießen bei Porta 
Pia Bresche in die Stadtmauer, worauf die päßpstlichen Truppen 
weiteren Widerstand aufgeben und jene unter dem Jubel der Römer 
einziehen und die Stadt, mit Ausnahme des leoninischen Stadttheils, 
besetzen. Die päpstlichen Truppen werden entwaffnet und theils in 
ihre Heimath entlassen, theils nach Civitavecchia gebracht. 
„ Der Cardinal Antonelli erläßt an alle Vertreter der Mächte in 
Rom eine Protestnote gegen die „Beraubung“ des hl. Vaters und 
wahrt dessen Rechte auf den Kirchenstaat, „um zu seiner Zeit deren 
wirklichen Besitz wieder zurückzunehmen.“ 
„ In Folge von Unordnungen verlangt der Papst von General 
Cadorna die Besetzung auch der leoninischen Stadt durch italienische 
Truppen. 
„ Der Papst behauptet, Gefangener in seinem eigenen Hause zu 
sein. Protestschreiben desselben dagegen wie gegen die „Beraubung“ 
seiner weltlichen Herrschaft an die Cardinäle der römischen Kirche: 
. Wir, die, obgleich unwürdig und unverdienter Maßen, die Gewalt 
des Stellvertreters Christi auf Erden bekleiden und der Hirte sind über das 
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