om. 433
17. Sept. Der norddeutsche Gesandte erlangt, ohne indeß von seiner
19.
20.
29.
unser ganzes Vertrauen in ihn.
Regierung dazu instruirt zu sein, vom Oberbefehlshaber der italie-
nischen Truppen, General Cadorna, eine 24stündige Frist für Rom,
um noch einen letzten Vermittlungsversuch zu unternehmen, der in-
deß, wie vorauszusehen ist, zu keinem Resultate führt.
„ Diie italienischen Truppen unter Cadorna langen unter den
Mauern von Rom an. Schreiben des Papstes an den Befehlshaber
seiner Truppen, General Kanzler:
„Herr General! In dem Augenblicke, in welchem ein großes Sacrilegium
und die größte Ungerechtigkeit begangen werden soll, und die Armee eines
katholischen Königs ohne Herausforderung, ja. ohne den Anschein irgend wel-
chen Motives die Hauptstadt der katholischen Welt belagernd umgibt, fühle
ich zunächst das Bedürfniß, Ihnen, Herr General, und allen unsern Truppen
für die bis jetzt eingenommene edle Haltung, für die dem hl. Stuhle bekun-
dete Liebe und für den Willen zu danken, sich ganz der Vertheidigung dieser
Metropole widmen zu wollen. Mögen diese Worte ein solennes Dokument
sein, um Zeugniß abzulegen für die Disciplin, die Loyalität und die Tapfer-
keit der im Dienste dieses heiligen Stuhles stehenden Truppen. Bezüg-
lich der Dauer der Vertheidigung bin ich verpflichtet, anzuordnen, daß sie ein-
zig und allein in einem Proteste bestehen darf, der geeignet ist, die Gewalt-
that und nur dieses zu constatiren; es sollen nämlich, sobald Bresche geschossen
sein wird, Unterhandlungen bezüglich der Uebergabe eröffnet werden. In einem
Augenblicke, in welchem das gesammte Europa die Überaus zahlreichen Opfer
beweint, welche in Folge eines Krieges zwischen zwei großen Nationen fallen,
soll nun und nimmer gesagt werden können, daß der Stellvertreter Jesu
Christi, wenn auch ungerechter Weise angegriffen, seine Zustimmung zu vielem
Blutvergießen gegeben hätte. Unsere Sache ist Gottes Sache, und wir setzen
Von ganzem Herzen segne ich Sie, Herr
General, und alle unsere Truppen.“
„ General Cardona fordert Nom zur Uebergabe auf. General
Kanzler lehnt es ab. Die italienischen Truppen schießen bei Porta
Pia Bresche in die Stadtmauer, worauf die päßpstlichen Truppen
weiteren Widerstand aufgeben und jene unter dem Jubel der Römer
einziehen und die Stadt, mit Ausnahme des leoninischen Stadttheils,
besetzen. Die päpstlichen Truppen werden entwaffnet und theils in
ihre Heimath entlassen, theils nach Civitavecchia gebracht.
„ Der Cardinal Antonelli erläßt an alle Vertreter der Mächte in
Rom eine Protestnote gegen die „Beraubung“ des hl. Vaters und
wahrt dessen Rechte auf den Kirchenstaat, „um zu seiner Zeit deren
wirklichen Besitz wieder zurückzunehmen.“
„ In Folge von Unordnungen verlangt der Papst von General
Cadorna die Besetzung auch der leoninischen Stadt durch italienische
Truppen.
„ Der Papst behauptet, Gefangener in seinem eigenen Hause zu
sein. Protestschreiben desselben dagegen wie gegen die „Beraubung“
seiner weltlichen Herrschaft an die Cardinäle der römischen Kirche:
. Wir, die, obgleich unwürdig und unverdienter Maßen, die Gewalt
des Stellvertreters Christi auf Erden bekleiden und der Hirte sind über das
28