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29. Mai. II. Kammer: Die Regierung legt derselben einen Gesetzesentwurf
bez. Ausdehnung des Wahlrechts vor, im Interesse der städtischen
Bevölkerung gegenüber der ländlichen.
11. Juli. II. Kammer: Die Regierung legt derselben einen Gesetzesent-
wurf betr. Aufhebung des Zehntens vor.
15. „ Die Regierung erklärt sich in dem zwischen Frankreich und Deutsch-
land ausbrechenden Kriege neutral und bietet wesentliche Streitkräfte
auf, um die Neutralität für alle Fälle wahren zu können. Die all-
gemeine Stimmung ist gegen Frankreich; nur die conservative und
die ultramontane Partei sind für dasselbe.
2. Sept. Die Ende Juli aufgebotenen Truppen werden wieder entlassen.
15. „ Die I. Kammer nimmt den Gesetzesentwurf bez. Abschaffung der
Todesstrafe auch ihrerseits mit 20 gegen 18 Stimmen an.
19. „ Eröffnung der Generalstaaten. Thronrede des Königs.
2. Nov. Die Minister der Colonien, de Waal, des Auswärtigen, Noest
van Limburg, des Kriegs, van Mulken und der Justiz, van Litaar,
geben ihre Entlassung ein. Lange Ministerkrisis.
Mitte Dec. Die Ministerkrisis ist noch nicht beendigt; die Bildung eines
neuen Ministeriums macht große Schwierigkeiten, da diejenige eines
liberalen Cabinets durch allerlei Spaltungen in der Partei erschwert
wird, diejenige eines conservativen Cabinets aber eine Auflösung der
Kammer nöthig machen würde.
19. „ II. Kammer: Eine Interpellation des Abg. Kersten in Betreff
einer Petition von Katholiken, welche die Regierung um Schritte
zur Wiederherstellung der weltlichen Gewalt des Papstes ersuchen,
veranlaßt eine längere Debatte. Der Kriegsminister van Mulken
als interimistischer Minister des Aeußern erklärt, die Regierung könne
nicht interveniren. Schließlich wird ein Antrag des Abg. Putte, die
Kammer möge erklären, Holland habe nicht die Mission, die Ge-
walt des Papstes wieder aufzurichten, mit 42 gegen 32 Stimmen
abgelehnt, und ein anderer Antrag auf einfachen Uebergang zur
Tagesordnung angenommen.
24. „ Die II. Kammer genehmigt das Budget für 1871, lehnt aber
die von der Regierung behufs Deckung des Defizits geforderte An-
leihe ab.