Die srapsöfische Politik bis Lull 1870.. 513
Ueberzeugend, befriedigend war diese Erklärung nach keiner Seite.
Augenscheinlich enthielt sie, nicht das Moment, das bestimmend: auf die Ab-
lehnung. wirkte; das lag wo anders und konnte, wie wir jetzt offen zuge-
stehen. müssen, nicht im. Angesichte. Europa's ausgesprochen. werden. Der
F riede war bedroht im Augenblick, da Preußen in der nationalen Sache
aus seiner Zurückhaltung heraustrat, ihm zu Liebe ward eine Lösung ver-
tagt, die doch nur eine Frage der Zeit war. Wie sehr er gefährdet war,
das haben. uns die diplomatischen Enthüllungen des Juli 1870 zur Ge-
nüge gelehrt. Diese Entsagung war ein Opfer, ebenso groß wie das, das
in der Luxemburger Frage drei Jahre früher gebracht worden war. Aber
das Opfer wurde gebracht, den patriotischen Beklemmungen jenseits des
Rheins war jeder auch der leiseste Vorwand entzogen.
Sco lagen die Dinge, die deutsche Einheit war auf dem Wege, sich
friebferiig mit deutscher Gründlichkeit von Innen heraus, langsam, aber
sicher und stetig und ohne Verletzung fremder Empfindlichkeit, organisch zu
entwickeln: da gelang es einem Frevel ohne Gleichen, sie an einem Tage
zu vollenden.
Die französische Politik bis Juli 1870.
Am 2. Januar hatte Frankreich ein Ministerium erhalten, das dem
Lande zwei lang ersehnte Wohlthaten zu verheißen schien, einen ge-
sicherten Frieden und eine gesetzmäßige Freiheit. So wenig-
stens mußten die Absichten des Cabinetspräsidenten Emile Ollivier ge-
deutet werden nach den Schlüssen, zu denen seine politische Vergangenheit
aufforderte, und wie berechtigt auch die Frage war, ob solch ein Programm
nicht unmöglich sei mit dem Kaiserreich; an der Aufrichtigkeit, mit der es
gemeint war, schien anfänglich so wenig ein Zweifel gestattet, als an der
persönlichen Achtbarkeit der neuen Minister. Schon der Umstand, daß die
Mitglieder der Verwaltung vom 2. Januar: Ollivier, Chevandier de Val-
drôme, Daru, Buffet, Leboeuf, Rigault de Genouilly, Segris, Talhonöt,
Louvet, Vaillant, Richard lauter neue Männer waren, von denen keiner
aus dem gehrandmarkten Gefolge der Urheber des Staatsstreichs; vielmehr
die meisten aus dem parlamentarischen Leben der letzten zehn Jahre des
Kaiserreichs hervorgegangen waren, schien geeignet, ein Vertrauen zu er-
wecken, wie man es bis dahin nie gekannt; nahm man die für den Cha-
rakter des Napoleonismus höchst bedeutsamen Zugeständnisse hinzu, die der
Kaiser ohne äußeren Zwang vom 24. November 1860 bis zum Sep-
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