Der deultsqh-frauösische Krieg. 537
Der Plan war, das ganze feindliche Heer gefangen zu nehmen, und
mit mathematischer Präcision ward dieser Plan verwirklicht. Während die
beiden bayerischen Corps dei Feind im Centrum bei Bazeilles festhielten.
sollte sein linker Flügel- durch die Mäsarmee. sein rechter durch das
XI. und V. Corps umgangen werdem Zin#dem Dorfe lh nördlich Sedan
mußten sich die beiden Colonnen die Hand reichen. Die Schlacht vom
1. September begann mit einem fürchterlichen Kampf in der Schlucht von
Bazeilles, wo die Vayern sechs Stunden lang gegen französische Marinc=
infanterie fochten und Abschnitt um Abschnitt, Haus um Haus unter Strö-
men: von Blut erobern mußten. Bald nach Mittag trafen die Preußen
und Sachsen nördlich von Sedan zusammen, der Bogen der deutschen Auf-
stellung hatte sich in einen Kreis verwandelt, der nirgends mehr eine Lücke
ließ und der nun unter erbitterkem Kämpfe um Höhen und Dörfer immer
enger und enger gezogen wärd, bis die Trüminer des französischen Heeres
unter den Mauern der Festung Sedan zusammengedrängt waren. Am
heftigsten tobte die Schlacht bei den Dörfern Floing und Illy. An
dem Besitz der bei dem letzteren gelegenen Höhen hing das Schicksal des
Tages. Das Feuer von 500 deutschen Geschützen hatte hier gegen 1 Uhr
die französischen Batterien zum Schweigen gebracht, und die Infanteric
der beiden CorPs V und XI) die bei Wörth Schulter an Schulter gesiegt,
stürmte mit demselben unwiderstehlichen Ungestüm auf die starke feindliche
Stellung, wie dort. Auch die Umstände wiederholten sich wie der Erfolg.
Dichte Massen von französischer Reiterei, erst Kürassiere, dann Chasseurs
d'Afrigue und Uhlanen, brausten heran auf die dünnen blauen Linien.
Kaltblütig ließen die die Reiter herankommen bis auf 150 Schritte, gaben
dann, wie sie standen, ihr Schnellfeuer ab, und die Schwadronen wälzten
sich zerschmettert und zetfleischt im Staube. Die Angriffe der Infanterie
hatten dasselbe Schicksal. Um 3 Uhr waren die Höhen südlich von Illy
erobert, und als eine Stunde später im Süden bei Balän ein letzter ver-
zweifelter Vorstoß der Franzosen von den Bayern zurückgeschlagen worden
war, hakte die Schlacht ihr Ende erreicht, um 5 Uhr capitulirte die ganze
Armee, zusammengepfercht, wie sie war, in einem Kesselthal, von dessen
Rändern herab ein halbes Tausend deutscher Geschütze sie sammt der
Festung und Allem, was Leben hatte, zu zermalmen im Stande gewesen
wäre. Mit der Armece capitulirte, aber weder als Kaiser noch als Ge-
neral, Napoleon III. mit den berühmten Worten: N'ayant pas pu mourir
à la tete de mon armée, je dépose mon é6pée aux pieds de Votre Majesté.