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Preußen und der norddeutsche Bund.
zum König von Spanien vorzuschlagen, nachdem dieser die eventuelle
Annahme in bindender Weise zugesagt habe.
6. Juli. Der französische Minister des Auswärtigen, Herzog von Gra-
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mont, bestätigt im gesetzgeb. Körper Frankreichs auf geschehene Inter-
pellation, daß Prim beschlossen habe, die spanische Krone dem Erb-
prinzen von Hohenzollern anzubieten, stellt sich davon ganz überrascht,
und erklärt, daß Frankreich dieß nicht dulden werde, und zwar selbst
auf die Gefahr eines Krieges (mit Prcußen) ls. Frankreich!.
„ (Preußen). Der Communallandtag von Nassau beharrt auf
seiner Ablehnung der besonderen Vertretung des Adels im Landes-
ausschuß, entschließt sich dagegen mit 13 gegen 12 Stimmen, das
Regulativ im Uebrigen anzunehmen.
„ Der französische Botschafter in BVerlin, Benedetti, trifft, auf Be-
fehl seiner Regierung, aus dem Wildbad in Ems ein, wo der König
von Preußen augenblicklich weilt, ohne von irgend einem seiner
Minister begleitet zu sein.
„— 10. „ Die französische Negierung dringt sowohl in Ems als in
10.
12.
13.
Berlin und bei der norddeutschen Botschaft in Paris darauf, daß
die angeblich preußische Candidatur des Erbprinzen von Hohen-
zollern auf den Thron von Spanien von Preußen fallen gelassen
werde.
„ (Nordd. Bund). Das auswärtige Amt theilt den Vundes-
vertretern in Deutschland mit,
daß die verbündeten Regierungen, insbesondere die preußische, sich jeder
Einwirkung auf die Wahl des Königs von Spanien und auf deren even-
tuelle Annahme oder Ablehnung durch einen der zu Wählenden enthalten
haben und ferner enthalten werden, indem sie diese Angelegenheit als eine
ausschließlich Spanien und den gewählten Throncandidaten persön lich
angehende jederzeit betrachtet und behandelt haben, wie die Achtung vor der Un-
abhängigkeit Spaniens von selbst bedinge. Vorstehendes sei der französischen
Regierung bekannt, wenn auch eingehende und vertrauliche Erörterungen durch
den Ton verhindert worden seien, in welchem die Angelegenheit von Haus
aus durch die französischen Minister öffentlich besprochen worden sei.
„ Der Erbprinz von Hohenzollern „um der spanischen Nation die
Freiheit ihrer Initiative zurückzugeben, entsagt seiner Throncandidatur,
fest entschlossen, eine untergeordnete Familienfrage nicht zu einem
Kriegsvorwande heranreifen zu lassen“.
Graf Bismarck trifft von Varzin in Berlin ein.
„ Diie französische Regierung begnügt sich mit der Verzichtleistung
des Erbprinzen von Hohenzollern auf die spanische Krone nicht und
stellt an den König von Preußen sowohl in Paris, durch den nord-
deutschen Votschafter v. Werther, als in Ems, durch den französischen
Botschafter Benedetti, weitere Begehren, denen der König nur so
weit entspricht, daß er erklärt, die Entsagung des Prinzen auch
seinerseits zu genehmigen. Weitere Zugeständnisse dagegen lehnt
derselbe wiederholt und entschieden ab.