160 Das deutsche Reich und seine einjeluen Slieder. (Aug. 26. — Sept. 1.
gemacht werde, doch zu berücksichtigen sei, daß wir lange mit noth-
wendigen Gesetzen im Rückstande gewesen. Weder in dem Bundes-
rathe noch in den parlamentarischen Kreisen herrsche eine übertrie-
bene Passion für Schaffung neuer Gesetze.
26.— 28. August. (Deutsches Reich.) Hauptversammlung
des Gustav-Adolf-Vereins in Potsdam. Bei dem Festmahl erscheint
der Kaiser selbst, um den Versammelten seine lebhafteste Theilnahme
an ihren Bestrebungen zu bezeugen.
— August. (Preußen.) Der abgesetzte Bischof von Pader-
born wird in Folge seiner heimlichen Entweichung aus Wesel von
dem zuständigen Minister seiner Eigenschaft als preußischer Staats-
angehöriger verlustig erklärt.
29. August — 1. September. XVI. allgemeiner Vereinstag
deutscher Erwerbs= und Mirthschaftsgenossenschaften.
In dem einleitenden Bericht, den Schulze-Delitzsch wie alljährlich gibt,
gedenkt derselbe der 25jährigen Entwicklung des Genossenschaftswesens, und
pralteriftrt dasfelbe als „das conservative Elemen“ in der modernen Wirth-
schaft, das eine sicherere Piedenebürgsche biete, als alle Versicherungen von
Seite eoer Regierungen. Unfälle, die einzelne Genofsenschaften in jüngster
Zeit betroffen — unter itnen besonders hervorragend die Düsseldorfer Ge-
werbebank —, lossen sich allesammt direkt auf Einrichtungen zurückführen,
welche im geraden Widerspruch mit dem Rathe Schulze's und den mehrfa achen
Beschlüssen der Vereinstage stehen. Die gesaßten Deschruste begiehen sich ins-
besondere auf Sicherung des Geschäftsbetriebs durch ausgiebige Controle und
andere innere Angelegenheiten. Den VBerbänden, welche deesen allgemeinen
Verband angehören, war diesmal der neugebildete Verband deutscher Bauge-
nossenschaflen als einunddreißigster hinzugetreten.
1. September. (Deutsches Reich.') Die Reichstags-Justiz-
commission tritt zur Fortsetzung ihrer Arbeiten wieder zusammen.
1.—3. September. Volkswirthschaftlicher Congreß in München.
Den Brennpunkt der Verhandlung bilden die Debatten über die An-
träge über „die wirlhschaftliche Bedeutung und statistische Ermittlung der
Handelstilanz- , sowie über „die Fortentwicklung der internationalen Han-
delspolitik nach Ablauf der gegenwärtig bestehenden Zollverträge". Die Eisen-=
bahnfrage wurde unter Belassung der in Wien dafür gewählten Commission
vertagt. Nachdem schon der erste der genannten Anträge in der Diskussion
zu lebhafter Erltendmachun der Gegensätze in Bezug auf Zollpolitik Ge-
legenheit gab, wird bei der Erörterung der lepteren die Debatte dadurch noch
erregter, daß si zur Bekämpfung der freihändlerischen Tendenzen des Con-
resses eine Zahl von ca. 40 Interessenten aus den industriereichen Gegenden
Eöhwales und Württembergs eingefunden haben. Das *“ dieser Stim-
men erdrückte denn auch die freihändlerischen, von Eras, Dorn. Weigert und
dem Präsidenten Dr. Braun vertretenen Anträge und bringt folgenden An-
trag Dr. Stöpels mit 62 gegen 58 Stimmen zur Annahme: „Angesichts der
hegenwärtigen Lage der deutschen Industrie und der in anderen Ländern her-
vortretenden Tendenz, ihren Markt den auswärtigen industriellen Erzeug-