185 Das deutsche Reich und seine einjelnen Gölieder. (Okt. 31.)
nächst mit dem bisher zurückgelegten Theile der Vorlage einer ge-
meinsamen Gerichtsverfassung für das ganze Reich. Der preußische
Justizminister v. Leonhardt gibt derselben ein Bild des deutschen
Richterstandes der Zukunft, wie er es sich nach der Vorlage denke.
31. Oktober. (Preußen.) Der König genehmigt einen vom
Oberkirchenrath ausgearbeiteten Entwurf einer Generalsynodal-Ord-
nung, dem eingehende Motive beigegeben sind. Die Generalfynode soll
zur Berathung derselben am 24. November in Berlin zusammen-
treten.
Der Entwurf erregt auch in liberalen Kreisen im Allgemeinen ziem-
liche Befriedigung, namentlich die noch in letzler Slunde angebrachten Aende-
rungen, welche auf den Kreis= und Provincialsynoden das Laienelement auf
zwei Drittel verstärken und damit #c
den letzteren hervorgehenden ordentlick
eröffnen. Man glaubt, daß diese glüch
minister zu verdanken ist, und daß se
zu den liberalen Concessionen entschl
uch für die Zusammensehung der aus
jen General synode günstigere Aussichten.
liche Reform ausschließlich dem Culius-
ch der Oberkirchenrath nur fehr schwer
ossen hat. Von der außerordentlichen
Geueralsynode, welche nun über die
en definitiven Entwurf zu beschließen
hat, glaubt man einen ernsten Widerstand nicht erwarten zu dürfen; sie be-
steht bekanntlich überwiegend aus Vertrelern der sogenannten Mittelpartei,
die zwar in ihrem Herzen der orthodox-cconfessionellen Parkei nahe geung
sleht, doch aber es auf eine Opposition gegen das Kirchenregiment und Cul-
tusministerium nicht ankommen lassen wird. Auch auf Seiten der Landes-
vertretung meint man, werde nunmehr das kirchliche Verfassungswerk eine
günstigere Aufnahme finden als früher. In den nächsten Tagen müssen die
Namen der 30 landesherrlich ernaunten Mitglieder der Generalsynode belaunt
werden und es erhält sich die Ansicht, daß einige Männer von der Richtung
des Proteslantenvereins sich darunter befinden.
— Oktober. (Bayern.) Die Ergbischöfe und Bischöfe Bayerns
richten eine neue Eingabe um Abhülfe ihrer Beschwerden, namentlich
bezüglich der sog. Altkatholiken, des Schulwesens und des gefähr-
deten BVestandes der Orden und Congregationen an den König.
Die Eingabe ist ein voluminöses Aktenslück, das „von dem unerst il.
terlichen Vertrauen“ ausgeht, daß die allerehrfurchtsvollsten Bikten und
stellungen der rechlmäßigen Vertreter der katholischen Kirche in Bayern zum
Besten der katholischen Unlerthanen Sr. Majestät vorgebracht, eine gnädige
Aufnahme und wohlwollende Berücksichtigung bei ihrem latholischen Könige
finden werden. Dieses unerschütlerliche Verkrauen wird, wie es darin heißt,
dadurch noch gesteigert, daß die unterzeichneten Oberhirien sich bewußt sind,
frei von irdischen und zeitlichen Absichten oder Zielen, frei namentlich von
den ihnen unaufhörlich unterstellten sogenannten hierarchischen Tendenzen,
in Gesinnung und That nur die größere Ehre Gottes, das fruchtreiche Ge-
deihen des religiösen Lebens und das zeitige und ewige Heil des katholischen
Volkes zu erstreben. Es ist eine unläugbare, weil durch eine Reihe öffent-
licher Akte und Kundgebungen vor aller Welt bezeugte Thatsache, daß gegen-
wärtig in unserem deutschen Valerland eine der katholischen Kirche enkschieden
feindselige Strömung ihre Herrschaft geltend macht. Mit was immer für
Namen das auch bezeichnet wird, was man bekämpft und verfolgt, die Schläge