Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

190 Das deutscht Rtich und stint einjelnen Slieder. (Nov. 5—10.) 
Das Geseh statuirt, obzwar es die freiwilligen Hülfskassen noch be- 
slehen läßt, in Hiemiich schrofsfer Weise die Zrangepflicht des Beitrilts zu 
den Kassen, indem den Gemeindebehörden die Ermächtigung ertheilt wird, 
durch Orlsstalut Gesellen, Lehrlingen und Fabrikarbeitern, sowie Arbeitgebern 
den Beitritt zu einer Hülfskasse zur Pflicht zu machen. Dies soll die neue 
Form des Titels 8 der Gewerbe-Ordnung sein. Das Hülfekassengesetz selbst, 
welches die Regierung vorgelegt hat, trisst eingehende Bestimmungen über 
die Organisation jener Kassen, denen die Rechte einer jurislischen Person zu- 
stehen sollen, worin die Formen der Mitgliedschaft, die eltung der Kassen, 
die hohe der Unterstützungen u. s. w. bis ins Detail bestimmt werden, so 
daß den Arbeitern die Moglichkeit, sich gegenseitig zu belfen. nur unter den 
Bedingungen der stärksten e gewährt wird. Die Beitragspflicht 
der Arbeitgeber kann bis auf die Hälfte der gesammten Arbeiterbeiträge 
gehen, aber dafür werden ihnen auch in der General-Versammlung und im 
Vorstand großhe Rechte zugewendet; in ersterer können sie bis zur Hälfte der 
Stimmen haben. 
5. November. (Preußen.) Das schon am 6. Oktober vom 
kgl. Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten gegen den Fürstbischof 
Förster von Breslau ausgesprochene Absetzungsurtheil ist erst jetzt 
ausgefertigt und wird dem Fürstbischof durch Vermittlung der öster- 
reichischen Gerichte behändigt. 
6. November. (Deutsches Reich.) Bundesrath: lehnt den 
Beschluß des Reichstags vom 17. Dezember 1874 betr. den sogen. 
Fall Majunke (Resolution Hoverbeck) seinerseits ab. 
8. November. (Deutsches Reich.) Bundesrath: beschließt gegen 
die Ansicht der Mittelstaaten, beim Reichstag eine Unterstützung der 
Universität Straßburg von Reichswegen mit jährlich 400,000 Mark 
zu beantragen und damit dem nicht unbilligen Begehren des elsaß- 
lothringischen Landesausschusses zu entsprechen. 
9. November. (Preußen.) Die Wahlen zu den neuen Pro- 
vinciallandtagen fallen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, 
Schlesien und Sachsen ganz überwiegend conservativ und nur in der 
Provinz Preußen überwiegend liberal aus. 
9. November. (Preußen.) Der Oberpräsident von Schlesien 
belegt das Vermögen des Fürstbischofs von Breslau mit Beschlag 
und fordert das Domcapitel zur Wahl eines Bisthumsverwesers auf. 
Dieses lehnt jedoch die Zumuthung, gegen die Stimme des Dom- 
herrn Küntzer, ab. 
10. November. (Preußen.) Das erzbischöfliche Priesterseminar 
Köln, das die Revision durch Regierungs-Commissäre (nach den Be- 
stimmungen der Maigeseße von 1873) verweigert, wird von der 
Staatsbehörde geschlossen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.