Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

260 Spanien. (Jan. 22—206.) 
eures Schweißes und eurer Anstrengungen wird von Neuem geschützt und 
geheiligt sein und anstatt des Kanonendonners werdet ihr in euren Gefilden 
nur den Pfiff der Lokomotive hören, die vormals euch ununterbrochen Reich- 
thümer und alle prächligen Gaben der Civilisation zuführte. Eite ch meine 
Fahne auf den Schlachtfeldern entjalle, wollte ich mich euch mit dem Oel- 
zweige in der Hand zeigen. Seid nicht taub für viese befreundete Etimme 
eures legitimen Königs." 
König Alfons knüpft mit Don Carlos Unterhandlungen über 
ein Convenio an, die jedoch schließlich an den übertriebenen Be- 
dingungen, die Don Carlos sowohl für sich als für seine Offiziere 
fordert, scheitern. 
Die Regierung in Madrid befiehlt die Vereidigung der präco- 
nisirten Prälaten und ordnet durch Dekret die Wiedereinführung von 
General- und Gemeinderäthen an, deren Präsidenten und Bürger- 
meister von ihr ernannt werden sollen. 
22. Jannar. König Alfons erläßt eine Proclamation an das Heer: 
„Soldaten der Nordarmee! Nicht aus Ehrgeiz, noch aus jugendlicher 
Nuhmsucht verlange ich heute eure Entsagung und Bereitwilligkeit zum Dul- 
den und morgen euer Blut. Nein, äch verlange alle diese Opfer, um den 
Frieden wieder herzustellen. Aus der Ferne habe ich mit Bewunderung eure 
gefahrvollen Feldzüge verfolgt, in welchen ihr bewiesen habt, daß ihr die 
würdigen Nachfolger eurer Bäter seid. Ich trete heute in eure Reiben, um 
u zeigen, daß ich würdig bin, der Nachfalger der glorreichen Alfonse, meiner 
zorgänger, zu sein, wenn ich hierzu die Gelegenheit finden werde. Aber die, 
e ihr zu bekämpfen habt, sind ebenfalls Spanier, und bevor nter meinem 
gefehl gegen dieselben neu gelämpft wird, habe ich, wie ihr wißt, Worte der 
zersöhnung und der Liebe an sie gerichtet. Die Verantwortlichleit des ver- 
gossenen Blutes falle demnach auf die zurück, welche meine Worte nicht hören 
wollen. Wenn sie taub bleiben und diesen unheilvollen Krieg fortsetzen, dem 
ja jeder Vorwand fehlt, so scheinen sie selbst die brüderlichen Bande zu miß- 
achten, mit denen sie an uns seit Jahrhunderten verknüpft sind. Edle Söhne 
der altehrwürdigen Känigreiche von Castilien und Aragonien, tapfere Basken 
und Navarreser, treu dem Vaterlande, wie ihr es seid, der Augenblick ist ge- 
kommen, denjenigen ihren nichtswürdigen Irrthum zu beweisen, dieanders 
als ihr denken. Von der Höhe dieser Berge, welche euren Gegnern als Schlupf- 
winkel dienen, ruft gie Pflicht als Soldaien, und die Ehre als Spanier euch 
zum entscheidenden Kampfe. Beginnen wir ihn also und siegen wir! Gott 
wird sicher die schützen, die für die Wiedererlangung des Friedens kämpfen 
und welche ruhig und frei in ihrer Heimath und in ihren Häusern leben 
wollen. Er wird sich von denen abwenden, die aus freien Stücken ihre 
Waffen gegen ihren rechtmäßigen König wenden, sogar gegen die Interessen 
der ganzen Monarchie und gegen die Freiheit aller anderen Spanier, mit 
einem Wort, gegen ihr eigenes Vaterland. Folgt vertrauensvoll euren Fah- 
nen, die euch zum Siege führen werden, wie sie es schon so oft gethan. Weil 
ihr Alle Veteranen seid, so ist es an ench, eurem Könige zu zeigen, wie man 
kämpft und siegt.“ 
26. Januar. Die neu ernannten Gesandten gehen an die ver- 
schiedenen Höfe ab, um denselben das Notifikationsschreiben von der 
Thronbesteigung des Königs Alfons zu überreichen. 
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