Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

#panien. (Nov. 5—10.) 277 
In Madrid hofft man, daß mit diesen die Bauern allein fertig 
werden. 
5. November. Die Regierung der Ver. Staaten Nordamerika's 
richtet an ihren Gesandten in Madrid eine sehr nachdrückliche De- 
pesche bezüglich Cuba's, die sie auch zur Kenntniß der sämmtlichen 
Regierungen der europäischen Großmächte bringt, mit der Aufforde- 
rung, sie in ihren Bemühungen für die endliche Lösung der Cuba- 
nischen Frage in Madrid zu unterstützen. 
Die Tepesche enthält einen langen Rückblick auf die unbefriedigenden 
Iisehune zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien, und erklärt die 
Zeit für gekommen, wo die Interessen der Vereinigten Staaten, des Handels 
und der Lmanitet die Beendigung des Kampfes verlangen, den Spanien 
durch die Behandlung seiner Colonien so in die Länge gezogen habe, während 
Großbrittanien durch das Zugeständniß der Selbstverwaltung, welches es 
seinen Colonien gemacht, sich die Liebe und Anhänglichkeit deßiben erichert 
habe. Am Schluse der Note wird nochmals der O#fnung Ausdruck gegeben, 
daß Spanien im Stande sein werde, den Frieden herzustellen; wo nicht, so 
könne es die Pflicht der amerikanischen Regierung werden, einzugreifen. 
7. November. Eine auch aus den Provinzen zahlreich besuchte 
Versammlung der sog. Sagastiner (Anhänger Serrano's und Sa- 
gasta's) spricht sich gegen den Versuch einer Wiederherstellung der 
Verfassung von 1845 und für Aufrechthaltung derjenigen von 1869, 
mmerhin mit den darin nöthig gewordenen Modifkationen, aus. 
10. November. Antwort des heil. Stuhles auf die Note der 
spanischen Regierung vom Anfang v. M.: 
Nach der Ertlärung= daß der heilige Stuhl nichts weniger beabsichtigt, 
als der neuen spanischen ? coierung Verlegenheiten zu bereiten, sondern daß 
er sie im Gegentheil auf alle mögliche Weise zu unterstützen bereit ist, inso- 
fern es ohne die Aufopferung des beiligen Bandes der Religionseinheit ge- 
schehen kann, wird die Note der spanischen Regierung Punkt für Punkt 
widerlegt. Obenan stehen die Erörterungen der goliglasen Fragen und der 
Principien, welche die Bafis des Concordats vom Jahr 1851 bilden. An 
diesen darf nach der Meinung des Vaticans nicht gerüttelt werden. Dann 
wird nachgewiesen, daß die Glaubenseinheit, welche man vernichten möchte, 
kein Hinderniß für die Entwicklung der Civilisation ist, sondern ihr viel- 
mehr als Leuchtthurm dient; daß auch der feilige Stuhl die Civilisation 
nicht bekämpft, wie fälschlicherweise behauptet wird, wohl aber die um sich 
reifende Corruption der Völker, und daß er sich dadurch nicht allein um die 
Franische Regierung, sondern auch um ganz Spanien verdient gemacht hat. 
Unter diesem Gesichtspunkte müsse man die Haltung des apostolischen Nuntius 
in Madrid und des heiligen Stuhls in Rom betrachten. Wenn die spanische 
Regierung aus dringenden Gründen eine andere Formulirung jener Principien 
wünsche, so sei der heilige Stuhl bereit, mit ihr über diejenigen Modifica- 
tionen zu unterhandeln, welche sie im Concordat von 1851 einzuführen 
wünsche, und die er für annehmbar erachte. Auch könne aus einem gegen- 
seitigen Ideenaustausch erkannt werden, inwiefern der heilige Stuhl dem neuen 
Verfassungsentwurf seine Zustimmung geben könne. Den Schluß der Ant- 
wort bildet die Erklärung, daß, da die Regierung des Königs Alfonso den
	        
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