Frankreich. (Okt. 26—29.) 375
guten Bürger für die Wiederaufrichtung des Valerlandes. . Seit vier Jahren
habe ich keine Gelegenheit versäumt, die Fortschritte der republikanischen Idre
in den verschiedenen Theilen Frankreichs und in den verschiedenen Schichten
der französischen Gesellschaft aufmerksam zu verfolgen. Ohne auf Einzelheiten
einzugehen, die hier nicht am Platze wären, glaube ich versichern zu können,
daß Frankreich nur darum so geduldig den Angenblick erwartet hat, da es
seinen Bevollmächtigten gesallen würde, ihm seine sonveränen Rechte wieder-
zugeben, weil es unerschütlerlich gewiltt war, die Republik zu besestigen. Es
wußte recht gut, daß man es schließlich doch befragen mußte, und daß es
dann ohne Lärm, ohne Gewaltthätigkeit, beinahe ohne jede Erregtheit seine
Männer wählen und seinen Willen dictiren würde. Durch unerhörtes und
unwerdientes Unglück belehrt, hat die Nalion offenbar an Erfahrung und
praktischem Sinn gewonnen. Sie ist satt der Retter, die sie zu Grunde ge-
richtet, der Schwäßer, die sie irregeführt haben; sie zuckt die Achselu zu den
Fanatikern, die sie zu einer Verpängenhr zurückführen möchten, deren Namen
schon allein ihr unerträglich ist. Sie will ihre Geschäfte selbst besorgen und
endlich die Regierung des Landes durch das Land durchführen, deren Prin-
cipien die sianbösische Revolution auschsell hat. Diese Politik ist berufen.
in den nächsten Wahlen obzusiegen und für die lünftigen Landesvertretungen
die leitende zu sein.. Unter dem Schutze der Verfassung werden wir jetzt
dem friedlichen und arlhh Ringen der conservativen Partei mit der
Partei der Neuerung beiwohnen, der Wiegs mit den Tories der Republik.
wie sie sich die Stimmen der öffentlichen Meinung slreitig machen und regel-
mäßig am Staatsruder ablösen. In diesem vereinigten Frankreich wird es
uns vielleicht beschieden sein, den Haß und die gegenseitigen Vorurtheile der
Classen schwinden, den bürgerlichen Frieden hergestellt zu sehen. Wenn die
neuen, aus der französischen Revolution und dem allgemeinru Stimmrecht
hervorgegangenen Schichten der Gesellschaft mit der Blitthe der alten Gesell-
schaft verföhnt sein werden, dann werden wir endlich durch das innige und
mit jedem Tage fruchtbarere Bündniß, des Proletariats und der Bourgeoisie
die ungeheure Wendung, welche von 1799 datirt, vollzogen haben.“
26.-Oktober. Der Unterrichts-Minister Wallon eröffnet die
Session des obersten Unterrichtsrathes
und kündigt dieser Körperschaft au, daß sie sich zunächst mit seer Aus-
arbeitung der Reglements zu beschäftigen haben werde, welche die Durch-
führung des neuen Uniwoerst tälsgesetzes brothmendigm mache: „Geben wir den
freien Untlerricht alle berechtigten Erleichterungen, aber gewähren wir auch
dem Staatsunterricht allen den Beistand, dessen er bedarf, um sich weiter zu
verbreiten und auf eine höhere Stufe aufzuschwingen! Aur dann werden
wir mit Nuhe, wenn auch immer noch mit Wachsamkeit, die Resultate ab-
warten können, welche sich der Gesetzgeber von seinem Werke versprochen hat.“
29. Oktober. Die Einbürgerung des Einjährig-Freiwilligen-
Instituts und der Nuhen, der daraus in Deutschland gezogen wird,
begegret in Frankreich immer denselben Schwierigkeiten.
Der Kriegsminister de Cissey hatte kürglich den Prüfungscommissionen
für den Einjährig- reiwilligendieng eingeschärft, etwas strenger vorzugehen,
als im vorigen Jahre. Diese Weisung wurde beherzigt und die Folge war,
daß eine größere Anzahl von Candidaten zurückgewiesen wurde. Nun meldet
der officiöse „Francais“, es hätte sich hierüber ein solcher Lärm erhoben,
daß der Kriegsminister sich bestimmt gesehen, in einer neuen Verfügung an-
zuordnen, daß die durchgefallenen jungen Leute sammt und sonders doch zu