380 Frankreich. (Dez. 9—10.)
die Republilaner, auch die gemäßigkeslen des linken Centrums, bis auf ein
halbes Dutzend aus dem künftigen Senat ganz aueschließen zu können ge-
glaubt, nachdem es ihm zelungen war, die Gruppe Lavergne-Wallon in ihrer
großen Mehrheit von der bisherigen Allianz mit den Repn Ilkanern zu trennen
und für die Liste der sog. vereinigten Rechten zu gewinnen. Märe er durch-
gedrungen, so wören „Kampfeswahlen“ im ganzen Lande die Folge seines
Sieges gewesen, ein allgemeiner Wahlkampf bis auf's Messer. Gambetta be-
Kichnete die Wahlpolitik Buffets in seinem Journal ganz richtig damit:
est la guerre d’extermination. Wie die Regierung alle Candidaten der
Nepuolik“ bis auf's äußerste bekämpfen wollte, so erklärten vor dem 9. Dez.
die Republikaner den „Ausrotttungskrieg“ gegen alle Berwaltungscandidaten.
wären sie auch sonst achtbar und vertrauenswürdig. Sie waren entschlossen,
wenn die Wahlen troß alles Druckes der Regierung eine republikanische
Kammermehrheit ergäben, wo möglich sämmtliche Abgeordnete, deren Ursprung
die Buffet'sche officielle Candidatur wäre, zu cassiren und an's allgemeine
Stimmrecht zurückzuweisen. Allein Buffet hatte bei seinem Plan ohne die Bo-
naparkister, denen die Orleanisten nur 2 Sitze im Senat überlassen wolllen,
und ohne die Gruppe der strengsten Legitimisten, die ihren Todfeinden, den
Orleanisten, nicht zum Siege verhelfen wollten, gerechnet
Zwei Momente trugen vonehnlich zum Siege der republikanischen
Liste bei. Einmal nämlich, daß die drei Gruppen der Linken sich unter sich
vollkommen verständigt hatten lund ebe Liste der Rechlen gegenüber wie Ein
Mann zusammenstanden; und dann, daß sie ihre Candidatenliste sehr sorg-
fältig aus den geachtetsten Namen der verschiedenen republikanischen Frac-
tionen zusammengesetzt halten, Männer, denen auch die Geguer ihre Achtung
nicht versagen konnten und die durch ihre Vergangenheit ein begründetes
Anrecht zu haben scheinen, im hohen Rathe der Republik zu sben gra
die Fractionen der Rechten sich bei der Zusammensehung ihrer Liste durch
die kleinlichsten Rücksichten, persönlichen Eifersüchteleien und geschäftlichen
Erwägungen ehatten. leiten lassen.
mm ersten Tag waren es die Bonapartisten, welche den Sieg der
Rechten vereitelten. Dieselben haben nicht für die Liste der Rechten gestimmt,
sondern ihre Stimmen auf einzelne Mitglieder der Linken verlheilt, aber so,
daß diese dadurch nicht die Mehrheit gewinnen konnten; so kam es, daß am
ersten Tag nur der Herzog d'Audiffret-Pasquier, für den beide Seiten der
Nationalversammlung stimmten, und Hr. Martel gewählt wurden, auf den
neben den Stimmen der Linken auch einige der Bonapartisten gefallen waren.
Sämmtliche andere Candidaten hielten sich ziemlich die Stange und blieben
alle unter der absoluten Mehrheit. Die Orleanisten wütheten und klagten
die Bonaparlisten des „Verraths“, des „Abfalls von der conservaliven Sache"
und alles Möglichen sonst noch an. Ais wenn diese für ihre gehaßten Tod-
feinde hätten stimmen sollen, für die Orleanisten, welche noch vor wenigen
Tagen durch alle ihre Journale, selbst den „Moniteur Universel", die Bona-
partisten mit so vornehmer Verachlung zurückgewiesen hatten! So lagen
die Sachen am 9 Dec. Abends. Da faßten die Linken, welche eine musler-
hafte Disciplin gezeigt hatten, den Entschluß, den Legitimisten den Vorschlag
zu machen, 17 der ihrigen auf ihre Liste zu setzen, wenn die Legitimisten,
d. h. die äußerste Rechte, für die Liste der Linken stimmen würden. Nach
langen Unterhandlungen ging de la Rochetie, der Präsident dieser Gruppe,
hierauf ein, an zurt antschlo en strich die Linke 17 von ihren Candidaten,
darunter auch Hrn. Jules Favre, hingegen kein Mitglied der Radicalen;
dies verbat sich Hr. Gambetla, und, da man seiner Unterstüßung nicht ent-
behren kann, so wurden die 11 Radicalen, wesche auf der Liste stunden, bei-
behalten. Beim Beginn des Votums am 10. protestirten mehrere Legitimisten