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nicht binden will und nichi binden kann und daß es trotz aller
Hinneigung zu Deutschland dennoch gesonnen ist, sich seine „freie
Hand“ zu wahren, sogar für den Fall, wo das deutsche Reich ohne
Herausforderung von seiner Seite angegriffen werden sollte, wäh-
rend Italien weiß, daß es auf den mächtigen Schutz Deutschlands
zählen könnte, wenn es seinerseits angegriffen werden sollte.
30. Oktober. Der Ministerpräsident Minghetti entwickelt seinen
MWählern in Bologna das nächste Programm des Ministeriums.
Zunächst ronstatirt derselbe hinsichtlich der Finanzlage: das ur-
sprünglich mit 22 Millionen besch. gewesene Deficit für 1875 werde nur
16 Millionen betragen. Das Gleichgewicht des Budgrts werde hergestellt
sein, wenn die Abgeordnetenkammer die Aufbringung eines Kapitals im Be-
trage von 27 Millionen für Bahn-Neubauten beschließee und hiefür im Budget
nur die Zinsen einstelle. Trotpdem werde die Finanzlage wegen der schwe-
benden Schuld und des Zwangscurses noch eine schwierige sein. Der Minister
weist den Vorwurf schutzzöllnerischer Lendenz bei den Abschlüssen der Han-
delsverträge zurück und kündigt die Abschaffung der slatistischen Steuer und
die Abänderung der Sergebühren an. Schließlich spricht er die Hoffnung
aus, daß der Getreide-Einfuhr= und Wein-Ausfuhr-Zoll aufgehoben werden
konne. Oinsichtlich der politischen Lage bemerkt Minghetti: Die Herstellung
der Einheit Jlaliens veranlaßle die zwiesache Besorgniß für den europäischen
Frcden und die Freiheit des Papstthums. Diese Deiürchiungen stellten sich
im Laufe der Ereignisse als ganz unbegründet heraus. Besuche des
Kaisers von Oesterreich und des Deutschen Kaisers — 0 die Re gie-
rungen und die Völker Europa's diese Anschauungen theilen. Vielfach sei
behauptet worden: der Besuch des Deutschen Kaisers könnte eine Aenderung
der italienischen Kirchenpolitik veranlassen, was ein Irthum sei. Die
Kirchenpolitik Italiens beruhe auf dem Princip der Trennung der Kirche
vom Staat. Die erreichten Resultate zeigten keinen Grund zur Aenderung
dieser Politik. Italien müsse jedoch Vorsorge treffen, den niedern Clerus
vor der Unterdrückung durch die hohe Geistlichkeit zu schüßen und die Mit-
wirkung des Laienelements bei der Gemeindeverwaltung zu sichern. Die Re-
erung werde im Parlament einen bezüglichen Gesetzentwurf gemäß Art. 18
gie Garantiegesetzes einbringen.
Auf. November. Der Präfekt von Neapel, Mordini, läßt da-
selbst mehrere neueingekleidete Nonnen aus den Klöstern des Ecce
Homo aund Grumo Nevano wegführen,
Aufnahme unthätiger Novigen in gemeinnügtzige Körperschaften
iensondal wie die Ablegung neuer Gelübde in den auf den Aussterbe-Etat
gesezten Klöstern untersagt ist. Dieser energischen Maßregel folgi auf dem
Fuß ein Rundschreiben desselben Präfecten an alle Ortsobern, um sie an
ihre Pflichten und das Geseß zu erinnern und ihnen im Wiederholungsfalle
mit der Auflösung zu drohen. Diese Institute seien zu wohlthätigen und
Eiiehungszwecken gegründet und nur darum vom Staate anerennt. und dier
duldet. Die Aufnahme und Einkleidung neuer Schwestern welche
geistlichen Habit nur unthätiger religiöser Beschaulichkeit rrbien, loune ug
aus nicht geslattet werden.
13. November. Ende des großen Prozesses gegen die Mörder
des radicalen römischen Publicisten Sonzogno.