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Die Ichweis. (März 20. — April I.) 121
verfassung zu sofortiger Aufhebung dieser Ausweisung zu zwingen,
treten 44 liberale Mitglieder der Bundesversammlung zusammen und
beschließen einstimmig, für diesen Fall die Einberufung einer außer-
ordentlichen Bundesversammlung zu fordern.
20. März. Schluß der Session der Bundesversammlung.
23. März. Der Papst erläßt an die Bischöfe, die Geistlichen
und die Gläubigen der Schweiz eine Encyclica wider die Altkatholiken.
Derselbe neunt darin die Altkatholilen, Schismatiker und Häretiler,
welche schismatische Gesetze benutzend, öffentlich die Religionsfreiheit der Ka-
tholiken in der Diöcese Basel und andern Theilen des Landes unterdrücken,
unter dem Schutze der Civilbehörde den Gottesdienst ihrer verdammten Sekie
ausüben, gewaltsam durch abtrünnige Priester die Kirchspiele und Kirchen
einnehmen lassen und weder Trug noch visten sparen, um die Kinder der
katholischen Kirche auf elende Weise in das Schisma zu verlocken. Diese
soll man fliehen und meiden und „verabscheuen wie Frembe und Aer.
die nur kommen, um zu siehlen, zu morden und zu verderben.“ Im We
sagt der Papst: „Wir wissen auch. daß in diesen Gegenden die W“
nicht zufrieden damit. verschiedene Gesetze im Widerspruch mit der göttlichen
Berfassung und Autorität der Kirche erlassen zu haben, auch solche erlassen hat,
welche im Widerspruche mit den canonischen Vorschriften über die christliche
eEst stehen und die geistliche Autorität und Jurisdiction gänglich verschwinden
lassen. Darum ermahnen Mir Euch auf das Lebhafteste, rörwürdige Brüder,
Enren Gläubigen durch gelegentlichen Unterricht die katholische Doctrin über
die christliche Ehe zu erklören und sie daran zu erinnern, was Wir oft über
dieses Sakrament in Unsern Schreiben und Unsern aposlolischen Allocutionen,
besonders in denen vom 9. und 27. September 1852, gesagt haben. Auf
diese Weise werden sie besser die Heiligkeit und den Werth dieses Satra-
mentes vosseehen, und, indem sie sich frommer Weise nach den canonis
Gesetzen über diesen Gegenstand iteh werden sie die Uebel vermeiden, we 6
die. Familie und die menschliche Gesellschaft in Fol # der Verachtung der
Heillgkeit der Ehe befallen.“ Im Uebrigen ermahnt der Papst die Priester,
treu zu ihren Bischöfen, und die Gläubigen, z asihen“ Priestern zu halten
und immer die Worte vor Augen haben: ##. nicht mit mir ist, der ist
gegen mich.“
27. März. Der Bundesrath beschließt bezüglich der Auswei-
sung der jurassischen römisch-katholischen Geistlichen durch die Berner
Negierung aus den Bezirken des Berner Jura und auf deren Recurs:
Regierung von Bern ist eingeladen, dem Bundesrathe mit mög-
lichster Sree darüber Bericht zu erstatten, ob sie ihrerseits beabsichtige,
die durch den Beschluß vom 30. Jannar 1874 angeordnete aasunn von
römisch-katholischen Prieslern aus den jurassischen Amtsbezirken arhr
fortbestehen zu lassen, und, wenn dies der Fall sein sollte, sich einläß
über die Gründe auszusprechen, welche nach ihrer Ansicht die Forkdauer i ä°
raglichen ausnahmsweisen Maßregel nothwendig machen. Nach Kingang
dieses Berichtes und allfällig weiterer Untersuchung der Verhältnisse wir
der Bundesrath von sich aus die angemessenen Verfügungen treffen.“
1. April. Der im vorigen Jahre abgeschlossene Weltpostver-
trag ist von allen an demselben betheiligten 20 Staaten ratifteirt