438 Die Schweis. (Okt. 17. — Nov. 4.)
schließt mit 75 gegen 25 Stimmen als Eigenthümerin des Chorherrn=
stiftes der Stadt auf den einstimmigen Antrag des Gemeinderathes,
des Ortsbürgergemeinderaths und der katholischen Kirchenpflege die
Aufhebung desselben und die Verwendung seines Vermögens zur
Dotation von vier katholischen Seelsorgerstellen und zu einer Reihe
anderer kirchlicher oder gemeinnütziger Zwecke.
17. Oktober. (Luzern.) Die Kirchgemeinde der Stadt Luzern
genehmigt die Uebernahme der Collaturrechte an der Franziskaner-
kirche und der Peterskapelle und ferner mit 696 liberalen gegen 598
ultramontane Stimmen den ihr vorgelegten Entwurf einer neuen
Organisation der Kirchgemeinde der Stadt.
22. Oktober. (Genf.) Der Staatsrath ergreift Besitz von den
Kirchen und Pfarrhäusern derjenigen katholischen Gemeinden, deren
Pfarrer und Gemeinderäthe kürglich und zwar im Sinne des Alt-
katholicismus neu gewählt worden sind, zum Theil unter Anwen-
dung von Gewalt. Bei der Inventarisirung werden die Kirchen bis
auf die nackten Mände geleert gefunden.
24. Oktober. (Solothurn.) Die Regierung stellt einen ka-
tholischen Pfarrer, der eine nach den bestehenden Solothurner Ge-
setzen geschlossene Ehe für ungültig erklärt, der Frau die Sterbsakra-
mente verweigert und am Krankenbette eine neue Copulation vor-
genommen hatte, in seinem Amte ein und trägt beim Gr. Rathe
auf Abberufung desselben an.
30. Oktober. Neuwahl des Nationalrathes. Der Kampf dreht
sich fast ausschließlich um den Gegensatz zwischen Liberalismus und
ultramontanismus. Die Ultramontanen gewinnen den Sieg im
Kanton Tessin und in einem bisher liberalen Wahlkreise des Kan-
tons St. Gallen, unterliegen dagegen im katholischen Jura des Kan-
tons Bern einer ansehnlichen Majorität (8500 gegen 11,000). Die
große Majorität des neuen Nationalrathes bleibt wie bisher ent-
schieden antiultramontan.
30. Oktober. (Bern.) Das neue Cultuspolizeigesetz (Gesetz
beir. Störung des religiösen Friedens) wird vom Volke des Kantons
in allgemeiner Abstimmung mit 36,071 gegen 17,934 Stimmen an-
genommen, und ebenso ein Gesetz betr. Erhöhung der Primarlehr-
besoldung mit 31,280 gegen 21,632 Stimmen.
6. November. (Bern.) Die Regierung erläßt bezüglich der
bevorstehenden Rückkehr der ausgewiesenen katholischen Geistlichen in
den Jura an die Regierungsstatthalter folgende Weisung: