412 Die Schweis. (Dez. 9—24.)
Fres, Redacteur der „Basler Nachrichten“, zu seinem Präsidenten,
den Landammann Aepli von St. Gallen zu seinem Vicepräsidenten.
9. Dezember. (Genf.) 52 Bürger und Bürgerinnen der ka-
tholischen Gemeinde Meinier protestiren gegen die Rede Carteret's
vom 29. v. M., und ebenso erlassen die Ultramontanen der Stadt
dagegen eine Art Manifest durch Maueranschlag.
DTer Protest erklärt rund heraus, daß die Unterzeichner desselben keine
Gesetze achten würden, die nicht mit den Gesetzen Gottes (d. h. des Papstes)
übereinstimmten. Der Maueranschlag erklärt ebenso: „Die Reden und Pro-
clamalionen des Slaalsrathes, welche bei Anlaß der Beeidigung dieser Be-
hörde offenkundig wurden, beweisen, daß die protestantische Coalition einen
Religionskrieg fortsetzen will, der unseres Jahrhunderls unwürdig ist. Die
Mehrheit will uns ihren Glanben aufdrängen und zwingen, Renegaten zu
wählen 2c. Wenn der Präsident des Staatsrathes erllärt, wir haben uns diesen
Gesetzen zu beugen, so erklären wir: Nein!“, worauf die absolute Ungültig-
keit und Unverbindlichleit der Staategesetze gegen die römische Kirche ent-
wickelt und schließlich der entschlossenste Widerstand gegen alle derartigen
Beschlüsse und Verfügungen der Staatsbehörden angekündigt wird.
10. Dezember. Die vereinigte Bundesversammlung wählt den
neuen Bundesrath. Mehrere der bisherigen Bundesräthe werden
durch neue Kräfte ersetzt, worunter der bisherige schweiz. Gesandte
am Hofe von Berlin, Oberst Hammer, und der Landammann Heer
von Glarus. Zum Präsidenten des Bundesraths wird Welti (Aar-
gau), zum Vicepräsidenten Heer (Glarus) gewählt.
12. Dezember. (Obwalden.) Der Kantonsrath beschließt ein
für die Verhältnisse dieses kleinen und katholischen Bergländchens
sehr anerkennenswerthes Schulgesetz. Die Hauptbestimmungen des-
selben sind:
Sechs Jahreskurse, Primarschule mit wöchentlich mindestens 20 Stun-
den, nicht inbegriffen den Religionsunterricht; sodann zwei Jahre Fortbil-
dungsschule, obligatorisch, mindestens 120 Stunden auf das Jahr, mit ziem-
lich ausgedehntem Fächerplan; endlich Repetitionsschule, mindestens 40 Stun-
den, für die männliche Ingend, bevor sie in das militärpflichtige Alter kritt.
Ferner werden Besoldungsminima's für das Lehrerpersonal festgesetzt.
12. Dezember. (Solothurn.) Die revidirte Verfasfung des
Kantons wird in allgemeiner Volksabstimmung trotz der angestreng-
testen Bemühungen der Ultramontanen mit einer Mehrheit von
2082 Stimmen angenommen.
20. Dezember. Beide Räthe der Bundesversammlung haben
sich über ein Banknotengesetz geeinigt, das wenigstens einem Theile
der bisherigen Uebelstände abhelfen soll.
24. Dezember. Nationalrath: beschließt, den Art. 32 der Ver-
fassung des Kankons Tessin vom Jahre 1874 als außer Kraft zu