456 Dänemark. (April 28.)
28. April. Folkething: es vollzieht sich in demselben ein Um-
schwung, wie er in solchem Umfang und mit solcher Entschiedenheit
nur selten ist und sich nur durch das bald drohende, bald wieder
wankelmüthige Verhalten der Regierung erklären läßt. Zwischen der
Opposition der vereinigten Linken und der Centrumspartei (welche
zusammen vier Fünftheile des Things ausmachen) wird eine Ueber-
einkunft geschlossen, wonach die Kammer das Budget in der Form
annehmen will, in der sie dasselbe einmal festgestellt hat, d. h. da-
mals gegen die Centrumspartei und die unbedingten Anhänger der
Regierung. Der Centrumspartei wird von der Linken nur die Con-
cession gemacht, daß die für den Anfang des Baues eines Panzer-
schiffes angesetzten Summen und einige andere minder wichtige
Forderungen der Regierung bewilligt werden sollen, in den übrigen
unkten aber der frühere Standpunkt des Things festgehalten wer-
den soll. Von einer Auflösung des Things kann nunmehr keine Rede
mehr sein. cierhalinise der beiden Thinge snd fol
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lett die mächtigste Partei, die Linke, auhammengescht aus 3 Felte
freunden und den Grundtvigianern, mit dem Präsidenten 58 Stimmen; die
n Partei des Centrums, 25 Mann siark, gieng bisher in' den
meiften Pällen mit der Regierung, ohne im Grunde mit i zu sympathi-
iren und hauptsächlich nur, um der Linken möglichst Abbruch zu thun.
Endlich sind im Folkething noch 19 Männer, welche man gewöhnlich als
die Naipnalliberalen bezeichnet. Von diesen eristiren F#senih nur noch
Lanz minige mehr, und es ist fast bloß der Curiosität wegen, daß man diese
Bezeich ung überhaupt noch anwendet, denn eine Bedeutung hat sie schon
läug#e ncht mehr. Viel richtiger ist es, sie als die unbedingt ministerielle
Pac nis bezeichnen, denn sie enthält, außer den jehigen und früheren Mi-
nistern Kclche Mitglieder des Folkcthings sind, fast nur noch Offiziere und
8 eamte die schon wegen ihrer Slellung nicht gegen das Ministerium stimmen
knnene: Das Centrum und diese Männer zusammen konnte man füglich als
i « gspartei bezeichnen. Bezeichnend für die. dänischen Verhältnisse
war es bisher, daß bei allen Abstimmungen, welche nicht ganz unwefentliche
inge betrafen, sich fast ausnahmslos dieselben Mehrheiten und Minderheiten
. was allerdings von einer sehr guten Disciplin innerhalb der Par-
n. , aber auch den Beweis liefert, daß man oftmals mehr Nücksicht
zeugt, tei, als auf die Sache, um die es sich handelte, nahm. — Im
g machen sich eigenllich nur zwei Parteien geltend; die eine,
welche dort stets den Ton angab, besteht aus etwa 50 von den 66 Mitglie-
dern der ersten Kammer und zählt in ihren Reihen alles, was an der e-
gierung eine Stüte findet oder sie zu stüyen Anlaß hat, darunter ein Rest
Nationalliberaler, Beamte und namentlich Großgrundbesiper. Die übrigen
Mitglieder verfechten die von der vereinigten Linken im Folkething ausge-
stellten Prineipien. — Was das Ministerium Fonnesbech betrifft, so
war dasselbe kurz vor der im Oktober 1874 begonnenen Reichstagssession
an's Ruder gekommen. Es war an und für sich ein großer Mißgriff, daß
bies ges hah. Das frühere Holstein'sche Ministerium mußte wegen seines rück-
sicht doer ustrelens gegen das Folkelhing, und weil es sich namentlich durch