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minister legen demselben ein neues Projekt betr. die Erweiterung
des Landesvertheidigungswesens vor.
Seit dem Jahre 1872 ist es das drittemal, daß solche Projecte im
Reichslag aufgestellt wurden, und zwar jedesmal unter einer wesentlich andern
Form. Die diesjährigen Vorschläge zeichnen sich durch ihre Großartigkeit aus,
indem für dieselben nicht weniger als 57 ½ Millionen Reichsmark beansprucht
werden. Die Arbeiten sollen in einem Zeitraum von 10—11 Jahren aus-
eführt werden. Die wichtigeren Werke sollen jedoch im Laufe von 5—7
sahren vollendet werden, und dafür, sowie für den Bau von drei großen
ganzerschiffen wird die Summe von 37 Millionen Mark gefordert. Als
hauptgrundsätze für die Landesvertheidigung werden aufgestellt: die Befesti-
ung der Hauptstodt, die Anlegung einer Flettenstation an der seeländischen
Westküste und die Anlegung einiger Batterien am großen Belk, um, wie es
heißt, „die Verbindung zwischen den Landestheilen“ zu sichern. Vorerst soll
die Seebefestigung Kopenhagens in Angriff genommen werden, und man
meint dieselbe in einer Weise herstellen zu können, daß die Möglichkeit eines
Bombardements der Hauptstadt durch feindliche Schiffe völlig ausgeschlossen
bleibt. Zu diesem Ende sollen nicht nur die jetzigen — allerdings ungenü-
genden — Forts verstärkt, sondern es sollen auch zwei neue ungemein starke
Werke auf der Kopenhager Rhede angelegt, und außerdem mehren- Küsten-
batterien erbaut werden. Mit der Befestigung von der Landfeite soll noch
einige Zeit gewartet werden; sie würde nach dem Entwurf auch nur geringe
Bedentung haben, da sie nur dazu dienen soll, einen feindlichen Handstreich
zu verhüten, würde aber immerhin ca 14 Mill. Kronen kosten. an denkt
sich nämlich die Möglichkeit, daß ein feindliches Dekochement den Moment
benützen könnte, wo bes dänische Heer auf irgendeinem Punkt von Seeland
damit beschäftigt wäre, einer feindlichen Landung entgegenzutreten, um die
unbefestigte, von aller Garnison entblößte Hauptstadt zu überfallen. Der
shefetentwurf will Jütland und Fühnen ganz aufgeben, und er unterscheidet
arin gänzlich namentlich von den früher aufgestellten Projekten, wonach
r Landestheile nachdrücklich vertheidigt werden sollten. Die Flotte soll
verhältnißmäßig sehr stark entwickelt werden, jedoch muß eine Seemacht, die
nur drei Panzerfregatten abtn immer noch als ziemlich unbedeutend ange-
sehen werden. Darum soll auch eine Anzahl sehr stark armirier Kanonen=
boote angeschafft werden.
16. Dezember. Folkething: setzt einen Ausschuß zu Vorbera-
thung der Vorlage betr. das Landesvertheidigungswesen ein. Aus
der allgemeinen Debatte geht aber bereits hervor, daß die Majorität
des Things die neue Vorlage so wenig als die beiden früheren an-
zunehmen geneigt ist, jedenfalls nur, wenn die Regierung auf das
Princip einer Einkommensteuer eingehen würde, wodurch die außer-
ordentlichen Rüstungen zu bestreiten wären. Der Ertrag einer solchen
Einkommensteuer wurde im vorigen Jahre auf ca. 34 Mill. Mk.
berechnet, womit freilich kaum die Hälfte der vom Ministerium auf-
gestellten neuen Pläne ausgeführt werden könnte.
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