Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechzehnter Jahrgang. 1875. (16)

476 Die oltomannische Pforle. (Jan. 13—21.) 
fü unler Vaterland Serbien nie und niemals ersterben.“ Indem der Fürst 
noch der Geburt seines Sohnes gedacht und, der gegenwärtigen Lage Nech- 
nung tragend, mit einigen Worlen auch des ntenegrinisch-turlische Con- 
flikts Ervöhnung gethan, schließt er seine Rede mit nsche: 
Skupschtina möge über die gegenwärtige ht, und kcun e Maßregeln, die 
noch zu treffen sind, eingehend berathen, und ihm die geeigneten Vorschläge 
wochen, die er sogleich zu berücksichtigen gewillt sei. des Fürsten 
wird mit rauschendem Beifall aufgenommen. 
Hierauf erstattet der Senatspräsident Bozo Petrorich einen ausführ- 
lichen Bericht über die neue Landesorganisation, bei welcher Gelegenheit er 
die alten Landesinstitutionen, die er für ungeitgemäß erklärt, einer strengen 
Kritik unterzieht und gleichzeitig die Vortheile der nunmehr ins Leben ge- 
rusenen neuen auf modernen Grundlagen ruhenden Herichte- und Verwaltungs- 
organisation der Skupschtina Slarulcgen Lacht. Nach ihm referirt der Chef 
des Unterrichtsdepartements, Hr. Stanko Radovich, der im wesentlichen alles 
dasjenige wiederholt, worüber sich der sne in seiner Eröffnungsrede bereits 
geäußert. Die Mittheilung, dah die Regierung beschlossen habe, in Danilov- 
hrad eine landwirthschaftliche Lehranstalt zu errichten und diesbezüglich die 
ersten Schrilte bereits gethan habe, wird von der Skupschtina mit Beifall 
begrüßt. Der Bericht des Leiters der innern Angelegenheiten, Hrn. Masa 
Brbica, besagt: Die öffentliche Ruhe und Ordnung wurde seit einer Reihe 
von Jahren in Montenegro nirgends gestört; die Bevölkerung ist mit den 
Beamten zufrieden, die Beamten wieder seien im Stande nur das erfreulichste 
darüber zu berichten, mit welcher Bereitwilligkeit die Bevölkerung allen ihmn 
staatsbürgerlichen Pflichten nachkomme. Todtschläge kamen seit einer Reihe 
von Jahren gar nicht mehr vor und wurde daher auch die Todesstrafe schon 
seit langem nicht in Anwendung gebracht. Montenegro hat bereits mehrere 
gut gebaute Brücken, so die zu Ehren des Woiwoden Mirko in der Zeta er- 
aute sleinerne Brücke, die den Verkehr mit Danilovgrad (heute der wichtigste 
Handelspunkt in Montenegro) erleichtern. In Cetinje wurde eine beträcht- 
liche Angahl von Neubauten auf Staatskosten ausgeführt, so der neue Palast 
des Fürsten, das große Krankenhaus (errichtet gelegentlich der Geburt des 
Thronfolgers), die Patronenfabrik und die höhere Mödchenbeldungzanstalt. 
Ansterdem wurden im Lande 40 neue Schulgebäude, und zwar auf Kosten 
der betreffenden Gemeinden und unter der Leitung der Aufsicht der Staats- 
verwaltung erbaut. Die neue Fahrstraße von Cattaro nach Danilovgrad 
wird bald beendet sein, während die aus dem Rovacer Walde nach Moraca 
gezogene Straße schon längst dem Verkehr übergeben ist. Der Finanzleiter, 
Gjuro Cerovich, entrollt ein vollständiges Bild der montenegrinischen Fi- 
nanzen. 1863 wurde die fürstliche Privatkasse von der Staatskasse gekrennt 
und jede derselben unter eigene Leitung gestellt. Die Einkünfte der Staats- 
kasse sind: die direkte Steuer, die Salzsteuer, die Fischerei und die Einkünfte 
aus Rußland. Durch die Uebernahme des Post= und Telegraphenbetriebes 
werden von nun an der Staatskasse auch von dieser Seite Einkünfte zufließen, 
wiewohl diese, mit Rücksicht auf den verhältnißnähig geringeren Ver- 
kehr, nicht bedeutend sein können. Die Staatsausgaben sind bedeutend und 
nehmen von Jahr zu Jahr 4e doch läßt sich andererseits das Gleiche auch 
von den Einnahmen sagen. Das Kriegs= und Unterrichtswesen sind im Bud- 
get am meisten bedacht. Die kue he von Kriegsmaterial ist sehr be- 
deutend, und in dieser Hinsicht war der Chef des Kriegsdepartements, Hr. 
Ilija Plamenac, redlich bestrebt, alles zu thun, um Montenegro für gewisse 
Eventualitäten in den * *)o Stand zu setzen. Das Referat des Herrn 
Plamenac, das an Deutlichkeit und Ausführlichkeit nichts zu wünschen übrig 
läßt, wird von der Skupschtina mit aufrichtiger Freude begrüßt. Nach Ent-
	        
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