Fle etiemonnische Pferie. (Okt. 30. — Nov. 12.) 499
30. Oktober. (Aegypten.) Die Truppen des Khedive rücken
in Abe sinien ein.
Jsma scha hatte schon längst und zumal seit dem Abzuge der
Engländer * uge auf Abefsinien geworfen. Solange indeß noch die Ver-
wicklungen mit Darfur #. im Gange waren, konnten sich der Khedive und
seine Minisler allerdings nicht ernsthaft mit diesem Plane beschäftigen, sobald
fie aber einmal durch die Unterwerfung des Königs von Darfur freie han
bekommen hatten, wandten sie der Sache wieder ihre ungeschmoͤlerte Luan
eeseeeit u,e Vor ungefähr zwei Monaten schickte es sich nun so,
wieder ein Mal abessinische Soldalen, welche zu Hause keinen Sold "
hatten, einen Einfall auf nohamedanisches re unternahmen. Da r
zwar nur ein Erißuß, wie es sich seit Jahren fast in jedem Monat wieder-
holt, aber diesmal kam es der egyptischen Regierung sehr gelegen und fie
schickte sofort eine #ßer Truppenmacht ab, um die geschehene Unbill zu
rächen, d. h. ein möglichst großes Stück von Abesfinien au erobern. Eine
g Sache wird es für Aegypten bbrigens nicht sein. Der sog. König
Johannes besißt kaum einen Schatten von Macht, die verschiedenen Pro-
vinzen des Landes bekämpfen sich seit Jehuen mit leidenschaftlicher Erbitte-
rung und mindestens ein Dußend eingeborner Hra e ringt unler einander,
um die höchste Gewalt oder richtiger, um den koniglichen Titel. Der Partei-
hader ist so uralt, daß selbst das Anrücken oegyptischer Truppen ihn nicht
schlichten konnte und so mag es den Aegyptern allerdings keine große Mühe
kosten, festen Fuß im Lande zu fassen. Aber eine dauernde Besetzung des-
selben ist bei der Natur besselben 6rfahrungseemäß eine schwierige Sache und
wird den Aegyptern kaum so bald gelingen.
2. November. Die drei Ostmächte haben seit dem Mißlin-
gen ihrer ersten Vermittlungsversuche zwischen der Pforte und den
Aufständischen in der Herzegowina unter sich weiter verhandelt, um
durch gemeinsame Schritte den ausgebrochenen Brand zu ersticken
und einen förmlichen Wiederausbruch der orientalischen Frage zu
verhüten. Nußland überläßt dabei die leitende Rolle Oesterreich und
alle drei haben sich über eine gemeinsame, aus der Feder Andrassy's
stammende Note geeinigt, welche die Forderungen der Mächte an die
Pforte präcisirt. Diese Note ist nunmehr bereits in den Händen der
betreffenden Botschafter in Konstantinopel, kann aber zunächst wegen
plötzlicher Krankheit des Großveziers nicht übergeben werden.
11. November. (Herzegowina.) Die Lage der Türken ist
eine nichts weniger als befriedigende. Die Insurgenten haben in
letzter Zeit über dieselben auf verschiedenen Punkten erhebliche Vor-
theile davon getragen. Dagegen herrscht unter den Insurgenten
selbst keineswegs große Eintracht: die Parteigänger Montenegrok's
und Serbiens bekämpfen sich bald offen bald geheim mit großem
Eifer und auch zwischen den kleinen Höfen von Belgrad und Cettinje
waltet eine entschiedene Spannung.
12. November. Die Pforte läßt sich endlich dazu herbei, ihre
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