Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

244 Die Orferreichisqh. Augarische Monatcie. (April 14. — Mai 2.) 
sollen. Das Blatt schildert die Lage der Türkei Rußland gegenüber 
in den düstersten Farben und prophezeit eine Katastrophe von unab- 
sehbarer Tragweite, wenn man Rußland gewähren lasse, von dem 
Andrafsy und Oesterreich geradezu dupirt würden. 
14. April. Die Ausgleichsconferenzen in Wien sind annoch 
ohne Resultat, da beide Theile auf ihren entgegengesetzten Stand- 
punkten beharren. Es foll nun noch eine Conferenz unter dem Vor- 
sitz des Kaisers selbst versucht werden, um wenigstens zu einer brauch- 
baren Grundlage für weitere Verhandlungen zu gelangen. 
18.—19. April. Ausgleichsconferenz der beiden Ministerien 
unter dem Vorsitze des Kaisers selbst. Es gelingt wirklich, sich über 
eine Grundlage für die weiteren Unterhandlungen zu verständigen. 
Die Ungarn erzielen darin gewisse Vortheile gegenüber Cisleithanien, 
jedoch bei weitem nicht Alles, was sie versucht und angestrebt haben. 
Der Ausschuß der österreichischen Nationalbank lehnt die Vorschläge 
der ungarischen Regierung betr. Errichtung einer selbstständigen un- 
garischen Nationalbank nach dem Antrage der Bankdirection ein- 
stimmig ab. Tisza kehrt nach Pesth zurück, um seine Partei von 
der Sachlage zu unterrichten. 
22. April. (Ungarn.) Tisza legt einer Conferenz seiner 
Partei das Resultat der Wiener Ausgleichsverhandlungen vor. Eine 
Minderheit derselben, 50 bis 60 Mitglieder, erklären sich entschieden 
gegen weitere Verhandlungen auf solchen Grundlagen und verlan- 
gen eine völlige wirthschaftliche Trennung Ungarns von Oesterreich. 
Das Ministerium beschließt dagegen, einzulenken und sich mit dem 
zu begnügen, was nach der Sachlage zu erreichen sein würde. 
28. April. (Ungarn.) Tisza und mehrere andere Minister 
gehen wieder nach Wien, um die Verhandlungen über den Ausgleich 
mit der andern Reichshälfte fortzusetzen und wo möglich wenigstens 
zu einem vorläufigen Abschluß zu bringen. 
29. April. Graf Apponyi, der langjährige Botschafter der 
österreichisch-ungarischen Monarchie in Paris, tritt zurück. Sein 
Nachfolger ist noch nicht ernannt. Unter den Candidaten dafür wird 
namentlich auch Graf Beust in London genannt. 
2. Mai. Conferenz beider Regierungen in Wien unter dem 
Vorsitze des Kaisers: es kommt wirklich zu einem vorläufigen Aus- 
gleich. Mehrere wichtige Fragen müssen indeß weiteren Verhand- 
lungen und einer späteren Verständigung vorbehalten bleiben. Die 
Ungarn haben lange nicht alles, aber doch einiges zum Nachtheil
	        
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