250 Die Gekerreichisch-Auzerische Mssarchie. (Juli 19. — Aug. 23.)
Oesterreich nach dem Siege der Türken für die Integrität Serbiens und
die Berliner Reformen eintritt. — Das in Reichstadt geführte Protocoll
wird in Form eines Textractiven Communiquc“ (einer auszugsweisen Mit-
theilung) denjenigen Continentalregierungen mitgetheilt, welche dem Berliner
Meutorandum zugestimmt haben.
19.—21. Juli. Zusammenkunft des Kaisers mit dem deut-
schen Kaiser in Salzburg auf dem Wege desselben von Ems nach
Gastein.
26. Juli. (Oesterreich.) Die feudal-flavische Partei spricht
sich in ihren Organen für Annexionen gegenüber der Türkei aus.
Die Verfassungspartei will dagegen von solchen entschieden nichts
wissen.
27. Juli. (Oesterreich: Böhmen.) Ceechische Versammlun-
gen zu Gunsten Serbiens werden von der Polizei verboten.
14. Aug. Der Sectionschef im Ministerium des Auswärti-
gen, Frhr. v. Hofmann, wird vom Kaiser zum Reichsfinanzminister
ernannt.
16. Aug. (Ungarn.) Miletic, das Haupt der ungarischen
Serben, und Cazapinovic, ein anderer angesehener Serbe, werden
verhaftet, angeblich, weil sie sich verbündet hätten, dem Fürsten von
Serbien ein Corps von 20 bis 30,000 Freiwilligen aus serbischen
Staatsbürgern Ungarns zu organisiren und zuzuführen.
18. August. Der Geburtstag des Kaisers wird auch vom
russischen Kaiser gefeiert, wobei der Czar auf die Gesundheit seines
„Freundes und Verbündeten, des Kaisers von Oesterreich“ toastirt.
18. August. Die strategisch wichtige Bahn Galizien-Ungarn
wird eröffnet.
20. August. (Ungarn.) Der Sachsengraf Conrad wird von
der Regierung seiner Stelle enthoben.
22. August. (Ungarn.) Der Handelsminister Simonyi nimmt,
unzufrieden mit dem Ausgleich, soweit er bisher erfolgt ist, seine
Entlassung.
23. August. (Ungarn.) Die Regierung besetzt die Ober-
gespanswürde in zahlreichen ungarischen und siebenbürgischen Comi-
taten neu.
Der Obergespan bekleidete bisher mehr eine Würde als ein Amt; oft
war dieses nur eine Sinecure, welche den in derangirten Vermögensverhäll-
nissen lebenden Magnaten verliehen wurde; mit dem neuen Verwaltungs-
gesetz, das mit dem folgenden Jahre ins Leben zu treten hat, ist eine Aen-
derung insofern geschehen, als jetzt der Obergespan dirert als Vertreter des
Stoates fungirt, zahlreiche Agenden zu beforgen hat und gegenüber dem
autonomen Municipium mit seinen Interessen die Interessen der Staats-