Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achtzehnter Jahrgang. 1877. (18)

Des denishe Neic und seine einzelren Glieder. (Juni 16—17.) 123 
und besonders des mit dieser Politik übereinstimmenden Herrmann'- 
schen evangelischen Kirchenregiments ist, ab: 
„Auf das Immediatschreiben vom 25. Februar c. gebe Ich Ihnen 
Folgendes zu erkennen: Als Ich nach Erlaß der Gencralsynodalordnung den 
Vorstand der Generalsynode empfing, habe Ich Mich vor demselben mit den 
Worten: „Vor Allem kommt es darauf an, daß die Kirche auf dem rechten 
Grunde stehen bleibt, auf dem Grunde des abostolischen Glanbensbekenntnisses. 
Ich stehe auf diesem Grunde, auf dem Glanben, auf welchen Ich getauft und 
confirmirt bin, und nichts kann Mich bewegen, davon abzuweichen. Werden 
Mir hiegegen Einwürfe gemacht, so werde Ich sie jederzeit zurückweisen —" 
öentlichm und nachdrücklich zum Apostolicum bekannt, auf welches nicht allein 
ch für Meine Person, sondern auch die Vorfahren und Angehörigen Meines 
Hauses Taufe und Confirmation empfangen haben. In dem Augenblicke, in 
welchem, wie kürzlich geschehen, bei einer zu den Organen der evangelischen 
Kirche gehörenden Synodalversammlung der Hauptstadt die Symptome des 
Unglaubens und der Glaubensfälschung in einem bis zum Antrage auf Be- 
seitigung des apostolischen Glanbensbekenntnisses gesteigerten Grade auftreten 
und an der Oesfentlichkeit erscheinen, kann Ich Beamte, deren Festhalten am 
strengen Glauben bekannt ist, nicht entlassen, ohne in den Begriffen Meines 
Volkes Verwirrung zu erzeugen. Aus diesem Grunde weise Ich Ihr Gesuch 
um Entlassung aus Ihrem Amte hiermit zurück. Ich spreche dabei die Er- 
wartung aus, daß Sie das Vertrauen, welches Ich Ihnen durch diese Enl- 
scheidung beweise, durch treue Befolgung der von Mir für die evangelische 
Kirche gegebenen Gesetze rechtfertigen und sich der höheren Entscheidung auch 
dann fügen werden, wenn Ihre abweichende Ansicht, die auszusprechen Ihnen 
gleich jedem Staatsbürger unbenommen ist, nicht berücksichtigt werden könnte.“ 
Der Kaiser geht zur Badekur nach Ems. Vorher versammelt 
er nochmals die Mitglieder des Staatsministeriums um sich, um 
denselben in ernst bewegter Weise seine Besorgnisse wegen der auf- 
lösenden Bestrebungen auf dem kirchlichen und socialen Gebiete aus- 
zusprechen und dieselben vertrauensvoll zu festem gemeinsamem Wirken 
bei der sich daraus ergebenden Aufgabe aufzufordern. 
16. Juni. (Deutsches Reich.) Die Versammlung deutscher 
Industrieller zur Beförderung und Wahrung nalionaler Arbeit (Schutz= 
zöllner), von 442 Mitgliedern aus allen Theilen Deutschlands und 
von allen Industriezweigen besucht, beschließt zu Frankfurt einstim- 
mig, den Kaiser um sofortige Anordnung einer Enquete über die 
Lage und die Bedürfnisse der deutschen Industrie unter Zuziehung 
von Fachmännern zu ersuchen. 
16. Juni. (Deutsches Reich.) Eine 4proc. Reichsanleihe 
von 42½ Mill. Mark wird von einem Consortium von Banken 
zum Curse von 94 übernommen, zu 94,60 öffentlich aufgelegt und 
hiebei fast achtmal überzeichnet. 
I7. Juni. (Bayern.) Die neue Sigl'sche katholische Volks- 
partei constituirt sich auf einer Generalversammlung in Regensburg
	        
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